Wien/Berlin - Bis zum Sonderaufsichtsrat der AUA am 13. März ist nicht mehr viel Zeit. Trotz nach außen hin unüberbrückbarer Positionen sei eine Einigung zwischen Bord-Betriebsrat und AUA aber noch möglich, heißt es unternehmensintern. Selbst wenn der von der AUA angedrohte Betriebsübergang auf die Tyrolean eingeleitet werden sollte, vergehen bis zur Umsetzung noch Monate.

Davor werden alle juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft, beginnend etwa mit einer einstweiligen Verfügung. "Bis Juni bleibt noch viel Zeit, um das abzublasen", wird betont. Ganz abgesehen von der Rechtsunsicherheit und den hohen Kosten - Klagen vom OGH bis zum EuGH werden erwartet. Das Ergebnis aus Wien muss Stefan Lauer, Lufthansa-Vorstand und AUA-Aufsichtsratschef, tags darauf am 14. März dem Lufthansa-Aufsichtsrat präsentieren. 

Emirates lockt die verwöhnten Kapitäne

Auch wenn offiziell nichts nach außen dringt, in dem nur für Piloten zugänglichen Internetforen wird jedenfalls intensiv über einen Umstieg zum Golf-Carrier Emirates diskutiert. Wie berichtet, ist Thierry Antinori - bis vor einem Jahr Lufthansa-Vorstand, dann doch nicht AUA-Chef und nunmehr bei Emirates für den Vertrieb zuständig - sehr an AUA-Piloten interessiert. Es soll sogar ein eigenes Paket für diese geschnürt werden. Etliche der KV-alt-Piloten (mit alten Kollektivverträgen vor der Lauda-Air-Übernahme) seien nicht an einem Umstieg zu einer AUA-neu interessiert. Sie dürften die Abfertigung von bis zu 39 Monatsgehältern (sechs Prozent Steuer) bevorzugen und das Unternehmen verlassen.

Der Grund, warum die rund 300 KV-alt-Verträge so viel besser sind, liegt in der Vergangenheit, als die AUA noch keine Langstreckenflotte besaß. Die Goodies verhandelten die Piloten aus ihrer Sicht anno dazumal sehr erfolgreich, als die AUA begann, Langstrecken zu fliegen. Statt einmal einen ordentlichen KV zu machen, basiert der jetzige KV-alt auf Zusätzen zu einem KV-uralt, der noch keine Langstrecke kannte. 

Kranich lobt AUA-Streckennetz

Apropos Emirates: der geschasste AUA-Vorstand Andreas Bierwirth flog zu Wochenbeginn nach Dubai. AUA-intern wurde bereits spekuliert, Bierwirth könnte wie Antinori zu Emirates wechseln. Andere Quellen meinen, dafür sei sein Verhältnis mit Antinori nicht innig genug. Über sein vorzeitiges Ausscheiden dürfte Bierwirth anscheinend selbst überrascht worden sein. Sein Vertrag wäre noch ein Jahr gelaufen und wird ihm wohl ausbezahlt werden. Es gibt auch das Gerücht, dass AUA-Vorstand Peter Malanik und mit ihm Personal-Chef Richard Piller abgelöst werden könnten. Malaniks Vertrag läuft bis Jahresende. Die Lufthansa sei von "seinen leeren Versprechungen über eine Sanierung der AUA schwer enttäuscht", wird spekuliert.

Die Piloten sind jedenfalls für alle Eventualitäten gerüstet und haben ein zweites Kommunikationsforum gestartet, falls die AUA - wie beim Streik 2003 - die interne Kommunikation kappen sollte. "Das AUA-Streckennetz ist ein wichtiger Beitrag für die Lufthansa", sagte Lufthansa-Bereichsvorstand Jens Bischof bei der Tourismusmesse ITB in Berlin. Eine Skizzierung möglicher Szenarien bei anhaltendem Konfrontationskurs zwischen AUA-Management und Belegschaft lehnte er ab. Eine Gefahr für Wien bzw. für das AUA-Flugnetz durch den neuen Lufthansa-Hub Berlin will Bischof nicht erkennen. "Es gibt Wachstumsrestriktionen an vielen Standorten, gleichzeitig rechnen wir speziell in Osteuropa mit stark wachsender Nachfrage. Der Ausbau der Flughäfen in Wien, Frankfurt und Berlin wird in 20 bis 30 Jahren bei weitem nicht reichen", sagte Bischof. (Claudia Ruff, Günther Strobl, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 9.3.2012)