Rom - "Italien stürzt wieder in die dunkelste Phase der Anti-Korruptionsoffensive 'Saubere Hände'": Mit diesen Worten reagierte Nicolo Ghedini, Verteidiger des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, auf Medienberichten vom Freitag, nach denen die Mailänder Staatsanwaltschaft neue Ermittlungen gegen den Premierminister wegen Steuerbetrugs aufgenommen habe. Ghedini bestritt, dass die Mailänder Mediengesellschaft Mediaset unter Berlusconis Kontrolle für gesetzeswidrige Operationen in Zusammenhang mit dem Erwerb von Filmrechten verantwortlich sei.

Ghedini:Vefolgungsaktion gegen Berlusconi

Es sei sonderbar, dass die Ermittlungen gegen Berlusconi zwei Wochen vor Beginn des italienischen EU-Ratsvorsitzes aufgenommen würden. "Es ist ein komischer Zufall", betonte Ghedini in einem Fernsehinterview am Freitag. Es sei offensichtlich, dass Berlusconi als Regierungschef Opfer einer Einschüchterungskampagne von Seiten politisch orientierter Richter sei. "Gegen Berlusconi ist offensichtlich eine Verfolgungsaktion im Gange", so Berlusconis zweiter Rechtsanwalt, Gaetano Pecorella.

Ermittlungen gegen Mediaset und Fininvest

Als Mediaset 1996 an der Mailänder Börse notiert worden sei, habe die Gesellschaft die Transparenz ihrer Strukturen bewiesen, sagte der Rechtsanwalt. "Es überrascht uns, dass man seit acht Jahren gegen Mediaset und ihre Mutter Fininvest ermittelt, obwohl kein Grund dazu besteht. Seit 1993 habe Berlusconi alle Positionen mit direkter Verantwortung in der Verwaltung seiner Gesellschaften verlassen. Er habe sich im Übrigen nie um Filmrechte gekümmert. Um diesen Aspekt der Fininvest-Tätigkeit kümmerten sich die Manager des Konzerns in voller Autonomie", hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Mediaset-Presseaussendung.

Di Pietro: Ermittlungen nicht nur in Italien

Der Ex-Starermittler Antonio Di Pietro, der als erster im Jahr 1994 Ermittlungen gegen Berlusconi wegen mutmaßlicher Korruption aufgenommen hatte, erklärte, man dürfe sich über die Untersuchung der Mailänder Ermittler nicht wundern. "Ermittlungen gegen Mediaset sind nicht nur in Italien im Gange", sagte Di Pietro in Anspielung auf die Ermittlungen der spanischen Justizbehörden gegen den Berlusconi gehörenden Privatsender Telecinco.(APA)