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Nur fünf Monate nachdem ein Stier ihm das Gesicht durchbohrt und ein Auge zerstört hatte, kehrte Juan José Padilla siegreich in die Arena zurück. Auch der Stierkampf soll nun ein Comeback feiern.

Foto: dapd/daniel ochoa de olza

"Die Kunst des Stierkämpfens besteht darin, ein schönes Tier binnen 20 Minuten zu einem bluttriefenden Fleischbällchen zu verarbeiten", schrieb der zeitgenössische Autor Manuel Vicent. Spürten zuletzt Stierkampfgegner wie Vicent Rückenwind, so dreht dieser nun mit den Konservativen des Partido Popular. Seit diese im vergangenen November in Spanien einen fulminanten Wahlsieg eingefahren haben, darf jene zuletzt in Bedrängnis geratene, archaische Tradition nun auf eine rasche Renaissance hoffen. Denn nicht nur krisenbedingt ist seit 2007 die Auslastung der Stierkampfarenen um mehr als ein Drittel abgesackt. Das Inkrafttreten des Verbots in Katalonien zu Jahresbeginn markierte den bisherigen Tiefpunkt.

Nun soll die Corrida de Toros, wie die Volkspartei bereits unmittelbar nach dem Volksentscheid der Katalanen ankündigte, zum "schützenswerten, immateriellen nationalen Kulturerbe" erhoben werden. Fortan sollen Stierkämpfe, wie Kulturminister José Ignacio Wert unterstrich, "eine "wichtige Zutat der Marke 'Spanien' sein". Wert, der aus Spargründen Kultur-, Sport- und Bildungsminister in Personalunion ist, glaubt, dass der Sektor Förderungen bedürfe.

Geld aus Übertragungen

Weniger Geld durch sinkende Zuseherzahlen in der Arena - besonders die junge Generation kann dem Spektakel kaum noch etwas abgewinnen - könnten bald auch Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte wettmachen. Im staatlichen Rundfunk RTVE sind Liveübertragungen erstmals seit deren Einstellung aus Kostengründen im Jahr 2006 wieder möglich. Die RTVE hat kürzlich ihre Statuten abgeändert: Stierkämpfe gelten nun nicht mehr als " Gewalt gegen Tiere", womit die Grundlage für das Verbot in Sendezeiten, wo besonderer Jugendschutz gilt, gefallen ist.

Mit Spannung erwarten Anhänger derzeit die Fiestas von Castellón (Valencia) kommende Woche: Dort soll Frankreichs bester Stierspringer, der achtfache Staatsmeister Nicolas Vergonzeanne, über den berüchtigten "Killerstier" Ratón (Mäuschen) hopsen. Durch den elfjährigen Bullen kamen bei Stierläufen seit 2006 zwei Menschen ums Leben, fünf wurden schwer verletzt. Sein Züchter, Gregorio de Jesús, verlangt für Auftritte Ratóns mittlerweile einen Stundensatz von 10.000 Euro. "Er ist der Cassius Clay unter den Stieren", sagt de Jesús. "Schnell, ausdauernd, sehr beweglich, er denkt nach, analysiert und dann erst greift er an." Dank seines herausfordernden Blicks ist der Stier auch beliebter Werbeträger auf Plakaten, auf denen sonst nur Toreros prominent gezeigt werden. (Jan Marot, DER STANDARD, Printausgabe 8.3.2012)