Rom - Die italienischen Gewerkschaften und die Kirche laufen gegen die Liberalisierungsmaßnahmen der Regierung Monti Sturm, die den Sonntag zum Einkaufstag machen will, um den Konsum im Land anzukurbeln. "Der Sonntag ist ein Tag wie kein anderer, er muss vor der Pflicht der Arbeit, des Kaufens und Verkaufens geschützt werden", heißt es in einem Kommentar der katholischen Tageszeitung "L'Avvenire". Die Kampagne gegen eine "Aushöhlung des Sonntags" führen auch die stärksten Gewerkschaftsorganisationen.

Die Maßnahmen der Regierung Monti, die Läden erlaubt, 24 Stunden pro Tag und 52 Sonntage im Jahr offen zu halten, ist ein Dorn im Auge der Arbeitnehmerverbände. "Konsum kann nicht das einzige Modell sozialen Zusammenlebens sein. Daher muss der Sonntag in seinem Wert verteidigt werden. Auch im Großhandel ist die Zustimmung für die Liberalisierung der Ladeöffnungszeiten nicht besonders groß", betonte die Chefin des stärksten italienischen Gewerkschaftsverbands CGIL, Susanna Camusso.

Laut dem Gewerkschaftsverband UIL muss die sonntägliche Öffnung der Läden geregelt werden, um zu verhindern, dass lediglich Schwergewichte des Großhandels davon profitieren. Kritisch ist auch der Kaufleuteverband Confcommercio. "Die wilde Deregulierung wird weder dem Konsum, noch dem Pluralismus im Vertriebssystem in diesem Land zugute kommen", so ein Confcommercio-Sprecher.

Allein der Großhandel will auf volle Liberalisierung setzen. Einkaufszentren, Supermärkte und Geschäfte wollen an allen Feiertagen offen bleiben, die Ladenschlusszeiten sollen auf 23 Uhr verlegt werden, um immer mehr Kunden zu gewinnen. Damit könnte man nach Angaben des Verbands der italienischen Einkaufszentren (CCNS) 300.000 Jobs schaffen. "Angesichts der schweren Krise muss man mehr arbeiten, nicht weniger", lautet der Slogan.

"Sonntags melden die Geschäfte 20 Prozent mehr Kunden als während der anderen Tage. In den Einkaufszentren verbinden sich Shopping, Gastronomie und Freizeit. Die komplette Liberalisierung ist strategisch für das ganze italienische Wirtschaftssystem", sagt ein Sprecher des CCNS-Verbandes. "Die Gefahr ist, dass der Großhandel die kleinen Geschäfte vollkommen vernichtet. Nur die großen Supermarktketten würden von der vollen Liberalisierung profitieren, weil sie genügend Personal einstellen können, während der Kleinhandel erdrosselt wird", erwiderte ein Sprecher des Kaufleuteverbands Confesercenti, Marco Venturi. (APA)