Moskau / Eriwan - Sechs Omas aus der Provinz überraschen Russlands Musikwelt. Mit Folklore im Disco-Sound vertritt das kultige Senioren-Ensemble Buranowskije Babuschki in diesem Jahr das Land beim Eurovision Song Contest in Aserbaidschan. Die Gruppe aus Urgroßmüttern in Trachten und mit geflochtenen Bastschuhen setzte sich mit dem Song "Party for Everbody" ("Come on and Dance") gegen 24 Mitbewerber durch.

Unerwartet unterlag  im nationalen Wettbewerb des Staatsfernsehens Rossija 1 am Mittwochabend Popstar Dima Bilan, der 2008 beim ESC mit dem Song "Believe" gesiegt hatte. Bilan kam mit der Sängerin Julia Wolkowa von dem ehemaligen Duo t.A.T.u. mit "Back to Her Future" nur auf Platz zwei.

Die sechs Großmütter aus dem Ort Buranowo aus der Region Udmurtien westlich des Uralgebirges waren schon 2010 angetreten, damals aber beim Vorentscheid gescheitert. Die Buranowskije Babuschki müssen sich mit ihrem teils auf Udmurtisch gesungenen Lied am 22. Mai in  Baku noch im ersten Halbfinale - in dem auch Österreichs Trackshittaz antreten werden - für den Endbewerb qualifizieren.

Überraschungssieger: die Buranowskije Babuschki

Armenien winkt ab

Armenien hat derweil seine ESC-Teilnahme abgesagt. Diese Entscheidung teilte das armenische Staatsfernsehen am Mittwoch der Europäischen Rundfunkunion (EBU) mit. Fernsehdirektor Gagik Buniatyan wollte vorerst keine Gründe für die Entscheidung nennen. Die EBU als Organisator des Song Contests bedauerte die Entscheidung. "Wir sind wirklich enttäuscht", teilte Jon Ola Sand auf der Webseite der Eurovision mit: "Umstände außerhalb unseres Einflusses haben zu dieser unglücklichen Entscheidung geführt".

Das größte Musikevent der Welt findet Ende Mai in Baku, der Hauptstadt des verfeindeten Nachbarstaats Aserbaidschan, statt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hatten Armenien und Aserbaidschan Krieg um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Enklave Berg-Karabach geführt. Im Zuge der Auseinandersetzung wurden rund 30.000 Menschen getötet, wobei sich beide Nationen trotz eines Waffenstillstands im Jahr 1994 bis dato nicht auf ein Friedensabkommen einigen konnten.

Die Folge für den Song Contest: Die Teilnehmerzahl im zweiten Halbfinale am 24. Mai sinkt von ursprünglich 19 auf 18 Länder. Damit sind die beiden Teilnehmerfelder gleich groß, nachdem auch im ersten Halbfinale am 22. Mai  18 Länder um eines der zehn Tickets rittern, die den Einzug ins Finale am 26. Mai ermöglichen. Dazu kommen fünf Fixstarter und Gastgeber Aserbaidschan. Die Gesamtzahl der Teilnehmerländer sinkt durch den Ausstieg Armeniens von 43 auf 42 Nationen. (APA)