Für Hollister stehen Jugendliche - hier im Wiener Donauzentrum - Schlange.

Foto: Standard/Fischer

Mittels "VIP"-Faktor stilisiert sich die Kleidermarke zum Geheimtipp.

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Wien - Im gut besuchten Wiener Donauzentrum steuern am Samstagnachmittag nicht wenige Einkäufer ein ganz bestimmtes Geschäft an: Hollister. Das amerikanische Bekleidungsgeschäft, das erstmals im Dezember letzten Jahres Filialen in Österreich eröffnete, ist vor allem unter Jugendlichen beliebt.

Hollister ist laut offizieller Beschreibung "eine Marke von Abercrombie & Fitch, die die Fantasie und den Lebensstil Südkaliforniens verkörpert". Lange ausschließlich als Mitbringsel von Reisen aus Übersee zu haben, ist Hollister nun auch in Graz, Salzburg und Wien gelandet. Die Marke arbeitet mit einem dem Mutterkonzern sehr ähnlichen Konzept: ein fast identisches Sortiment mit Seemöwe statt des Elch-Emblems als Logo und zu günstigerer Preisen. Man will vor allem jüngere Kunden ansprechen.

Zum Geheimtipp stilisiert

Hollister arbeitet an einem geheimnisumwobenen Ruf. Vonseiten des Unternehmens werden keine Interviews gegeben, Fotos in den Geschäften sind verboten, und auf Werbung wird gänzlich verzichtet. Auch das Anstellen vor dem Geschäft kann man wohl zu dieser Strategie dazuzählen.

Im Donauzentrum reihen sich die Hollister-Kaufanwärter in die Schlange ein und warten darauf, eingelassen zu werden. Von außen ist lediglich der mit roten Ziegeln überdachte Veranda-Eingang zu erkennen. Schaufenster gibt es nicht.

Der VIP-Faktor

Die Meinungen über das obligatorische Anstellen, das bei allen Hollister-Shops weltweit praktiziert wird, gehen bei den Wartenden auseinander. "Ich bräuchte es nicht unbedingt, aber es dauert eh nicht so lang", sagt die 15-jährige Lisa. Leonora (14) hingegen findet, dass das Einkaufen dadurch "ur so VIP" sei, da auch der Shop somit nicht zu überfüllt sei.

Innen angekommen weht einem süßlicher Duft entgegen. Durch das spärlich beleuchtete Geschäft dröhnt laute Musik - zwei weitere Markenzeichen der Abercrombie-Familie.

Man ist von dunklem Holz umgeben, hier und da finden sich ein paar Ledersessel vor der künstlichen Kulisse eines Strandes. Die Kasse wird von Surfboards und Kalifornien-Flaggen geschmückt. Passend zum omnipräsenten Surf-Thema wird auch die Popmusik mit Wellenrauschen unterlegt.

Trotz des reglementierten Einlasses ist der Platz im Geschäft knapp. Auch was die Temperatur betrifft, scheint man sich an kalifornischen Verhältnissen zu orientieren.

"Hey there", werden die Ankommenden von einem Mitarbeiter willkommen geheißen. Er und seine Kollegen sind von Kopf bis Fuß in Hollister gekleidet. Ihre Surfer-Tracht wird von Flip-Flops abgerundet.

Auch das Rekrutieren des Personals erfolgt auf eigenen Wegen. Gesucht wird scheinbar nach einem bestimmten Muster. "Ich wurde bei Zara auf der Mariahilfer Straße angesprochen und gefragt, ob ich gerne bei Hollister arbeiten würde", erzählt die Maturantin Sophia (18). "Sie würden ,natural beauties' suchen, und ich wäre so eine." Auf ein solches Ansprechen folgt ein Fragebogen im Internet und schließlich Interviews mit bis zu dreißig Leuten. Die Kandidaten müssen sich hier unter anderem "in nur drei Worten beschreiben", wie Jusstudent Alex* (21) erzählt. Er bekam den Job. "Für mich war es lustig, nach der Schule wieder einmal in einer Art Community zu sein." Wobei es unter den Mitarbeitern auch etwas sektenhaft zugegangen wäre: Der Ex-Mitarbeiter erzählt von einer eigenen Facebook-Gruppe und privaten Einladungen, nur aufgrund des gemeinsamen Arbeitgebers. Der für den Studenten problematischste Umstand sei aber das Einteilen der Arbeitszeiten gewesen. Es passiere über ein Internetprogramm. Bei Terminschwierigkeiten heiße es dann: "Bei Human Ressources in Rom anrufen."

Zudem wurde ihm die Surf-Beschallung lästig: "Man wird doch ein bisschen wahnsinnig, wenn man die ganze Zeit dieselben Lieder hört." (Bath-Sahaw Baranow, Antonia Reiss, DER STANDARD, Printausgabe, 7.3.2012)