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In Tirol und Vorarlbergen wurden wegen des intensiven Schneefalls viele Straßen gesperrt.

Foto: APA/ROBERT PARIGGER

Salzburg - Auch wenn der Medienrummel um das Thema - insbesondere nach dem Unfall des niederländischen Prinzen Johan Friso - einen anderen Eindruck vermittelt: Statistisch gesehen handelt es sich beim Winter 2011/12 um einen "durchschnittlichen Lawinenwinter", hat Hanno Bilek erhoben. Bilek ist beim Kuratorium für alpine Sicherheit mit der Erhebung des Unfallgeschehens in Österreichs Bergen befasst.

Bis zum Beginn des meteorologischen Frühlings am 1. März sind in den heimischen Bergen 15 Menschen durch Lawinen ums Leben gekommen. Zum Vergleich: In der Saison 2009/10 waren es im selben Zeitraum 26, 2008/09 waren es 17 Lawinentote. Ein Ausreißer ist der Winter 2010/11, wo insgesamt nur drei Menschen den weißen Tod gestorben sind.

Im langjährigen Schnitt, erläutert Bilek, kommen in Österreich rund 26 Menschen Jahr für Jahr durch Lawinen ums Leben. "Eines der schlechtesten Jahre war mit insgesamt 39 Toten der Winter 2009/10", sagt Bilek. Für heuer rechnet er mit einer weit ins Jahr reichenden Lawinensaison. Durch die starken Schneefälle blieben Nassschneelawinen lange ein Thema.

"Mehr als im Galtür-Winter"

Außergewöhnlich im vergangenen Winter seien die Schneemengen gewesen, bestätigt auch Bernd Niedermoser im Standard-Gespräch. Im Skigebiet Saalbach-Hinterglemm etwa sei Mitte Jänner "mehr Schnee gefallen als im Galtür-Winter 1999", berichtet der Leiter des Lawinenwarndienstes Salzburg.

Bis zur Kältephase Ende Jänner sei der Schneedeckenaufbau auch " insgesamt sehr gut", also ohne größere Schwachschichten gewesen. Erst die lange Kälteperiode habe in die Schneedecke eine "Sollbruchstelle" eingezogen und zu der dann im Februar folgenden Unfallhäufung geführt.

Für den weiteren Verlauf der Skisaison prognostiziert der Salzburger Experte - wie Hanno Bilek vom Kuratorium für alpine Sicherheit auch - weitere Gleitschneelawinen. Mit der Erwärmung im März und April würden vermehrt Grundlawinen abgehen.

Zufälligkeiten

Die Zahlen der Lawinentoten sind für Niedermoser freilich oft auch Produkt von Zufälligkeiten. Als Beispiel nennt er einen Lawinenunfall von vergangener Woche im Pinzgauer Dürnbachtal. Dabei wurden bei einer geführten Tour 14 Schneeschuhwanderer von einer Gleitschneelawine überrascht.

Sieben Menschen wurden verschüttet. Dass nur einer ums Leben gekommen ist, nennt Niedermoser "Zufall und ein Riesenglück". Genauso gut hätte es bei dem Abgang zehn Todesopfer geben können, und die Jahresstatistik sähe ganz anders aus. (Thomas Neuhold, DER STANDARD-Printausgabe, 7.3.2012)