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Eine Steuer auf Dickmacher gibt es in Dänemark, Ungarn, Finnland und Frankreich bereits.

Foto: AP/Gene Puskar

Genf - Steuern auf Softdrinks wie Cola und jegliche Art von Junkfood - das wäre nach Überzeugung von UN-Experten der richtige Weg zur Überwindung der in reichen Staaten weit verbreiteten ungesunden Ernährungsweise. Zugleich müsse es der Agrarindustrie unmöglich gemacht werden, Kosten für massive Kampagnen zur Vermarktung von zu fett-, zucker- und salzreichen Fertignahrungsmitteln von der Steuer abzusetzen, empfiehlt der UN-Sonderberichterstatter für Ernährung, Olivier de Schutter.

Seine Forderung nach einer Sondersteuer auf Dickmacher gehört zu einer langen Liste von Ratschlägen, die in einem am Dienstag dem UN-Menschenrechtsrat in Genf vorgelegten Bericht über die Ernährungslage in den Industriestaaten enthalten sind. Darin kritisiert de Schutter, dass Systeme von Subventionen und Wirtschaftsförderung in vielen Ländern zumindest indirekt die Massenproduktion und -vermarktung von potenziell ungesundem Essen unterstützen, statt den Verzehr von frischer und nährstoffreicher Kost zu fördern.

Gut für Steuerzahler

De Schutter versucht seine Argumentation, die der Debatte über die Art und Weise der "modernen Ernährung" neuen Auftrieb geben dürfte, auch "über den Geldbeutel" zu führen: Steuerzahler würden letzten Endes die Zeche dafür zahlen, dass die Märkte mit industriell gefertigter Nahrung überflutet würden, während gesunde Kost wie Obst und Gemüse im Vergleich zu teuer sei. Während die Industrie ihre Marketingkosten von der Steuer absetze, gingen angesichts der Zunahme von ernährungsbedingten Krankheiten die Gesundheitskosten hoch, die von den Steuerzahlern mitgetragen würden.

Zugleich sind nach Ansicht des Experten Agrarsubventionen eine der Ursachen dafür, dass zwischen armen und reichen Ländern die Kluft in Sachen Nahrung immer größer wird. Während ein Teil der Weltbevölkerung scheinbar zum Hunger verdammt sei, würden Millionen Menschen in Industrieländern insgesamt zu viel und zugleich zu viel Ungesundes essen.

Dänemark als Vorreiter

Steuern auf Dickmacher gibt es in Europa bereits. Dänemark übernahm die Pionierrolle und besteuert seit 2011 Lebensmittel, die mehr als 2,3 Prozent gesättigte Fettsäuren aufweisen. Dazu gehören alle Arten von Snacks, Fleisch, Käse, Butter, Speiseöle und Margarine. Die Konsumenten zahlen 16 Kronen (2,15 Euro) für jedes Kilogramm dieser fetthaltigen Speisen, egal ob importiert oder im Inland produziert. Butter wird so rund 30 Prozent teurer, Chips immerhin noch acht Prozent. Das soll dem Staat immerhin 200 Millionen Euro Steuern pro Jahr bringen, berichtet der Blog des "San Francisco Chronicle".

Aber auch in Ungarn, Finnland und Frankreich werden ungesunde Lebensmittel und Getränke besteuert. Belgien, Irland, Rumänien und Großbritannien haben bereits konkrete Pläne, die USA und Italien überlegen noch. In Österreich gibt es keine starke Debatte. (red/APA, derStandard.at, 6.3.2012)