Wiener Neustadt/Klagenfurt - Die Pleite des Kärntner Finanzkonglomerats AvW beschäftigt nun auch das Landesgericht Wiener Neustadt. Hintergrund des am Dienstagvormittag eröffneten Verfahrens ist ein Millionenklage von Masseverwalter Gerhard Brandl gegen den ehemaligen Abschlussprüfer von AvW. Brandl verlangt 132 Millionen Euro Schadenersatz. Aber auch Anlegeranwälte haben sich dem Verfahren angeschlossen, insgesamt sollen sich die Forderungen laut "WirtschaftsBlatt" auf 206 Millionen Euro belaufen.

"In Österreich sind noch keine vergleichbaren Fälle verhandelt worden", erklärte Brandl vor Prozessbeginn. Die Summe von 132 Millionen Euro habe er deshalb eingeklagt, weil das die juristisch höchste einklagbare Summe sei. Ob der Bilanzprüfer überhaupt so hoch versichert ist, war vorerst unklar. Der Abschlussprüfer wies jede Schuld von sich, laut seinem Verteidiger sei er selbst ein Getäuschter gewesen.

Für den ersten Verhandlungstag war geplant, einen "Prozessfahrplan" zu erstellen, erläuterte Brandl. Wie lange das Verfahren dauern wird, war vorerst nicht abzusehen.

Anlegeranwalt ohne Verständnis für AvW

Kein Verständnis bringt die Rechtsanwaltskanzlei Likar GmbH für die AvW-Klage auf. "Es ist für uns nicht nachvollziehbar, welchen Schaden die AvW...haben soll - aufgrund der erteilten Testate war es der AvW-Gruppe vielmehr möglich, weitere Einnahmen in Form von emittierten Genussscheinen zu lukrieren, merkt Rechtsanwalt Arno Likar in einer Aussendung an. Die Kanzlei selbst vertritt 1.300 mutmaßlich geschädigte Genussscheininhaber und hat bereits im Herbst 2011 die ersten Klagen gegen die ehemalige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der AvW-Gruppe in zweistelliger Millionenhöhe eingebracht.

Die AvW Gruppe AG und die AvW Invest AG sind seit Mai 2010 im Konkurs, der 55-jährige Auer-Welsbach wurde nach einem Geständnis zu acht Jahren Haft - unter anderem wegen gewerbsmäßig schweren Betrugs und Untreue - verurteilt. Er sitzt seine Strafe in der Justizanstalt Graz-Karlau ab, weshalb auch beim Bezirksgericht Graz-West das Konkursverfahren eröffnet wurde. (red/APA, derStandard.at, 6.3.2012)