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März 2011: Beben, Tsunami und Reaktorkatastrophe in Japan kamen auf Folgekosten im dreistelligen Milliarden-Euro-Bereich.

Foto: EPA/DENNIS M. SABANGAN

New York - Noch nie in der Geschichte der Menschheit haben Naturkatastrophen so hohe Sachschäden verursacht wie im vergangenen Jahr. Beben, Überschwemmungen und andere Unglücke haben nach Angaben der Vereinten Nationen 380 Milliarden Dollar (288 Milliarden Euro) gekostet. Damit wurde der Wert des bisherigen Rekordjahres 2005 um mehr als zwei Drittel übertroffen. Damals waren Schäden von 220 Milliarden Dollar registriert worden. Allerdings machten die UN-Experten Mut: Dank besserer Vorsorge und schneller Reaktion sterben relativ gesehen weniger Menschen bei Naturkatastrophen.

"Die Botschaft dieser Entwicklung ist, dass es immer größere wirtschaftliche Ausfälle gibt", sagte die UN-Sonderbeauftragte für Katastrophenvorsorge, Margareta Wahlström, am Montag in New York. "Global gesehen nimmt die Zahl der Todesopfer, zumindest im Vergleich zur Schwere der Katastrophen, sogar ab. Aber die wirtschaftlichen Folgen bleiben eine wichtige Bedrohung für eine Reihe von Ländern." Die Hälfte der Menschheit lebe unter dem erhöhten Risiko, Opfer einer Naturkatastrophe zu werden.

Naturkatastrophen im Jahr 2011 StepMap

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Weltweit kamen im vergangenen Jahr 27.000 Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben - viel weniger als im Jahr zuvor. 2010 hatte allein das Erdbeben in Haiti 220.000 Menschen das Leben gekostet.

2005 war das Jahr großer Wirbelstürme in Nordamerika. Besonders Hurrikan "Katrina" hinterließ Tod und Verwüstung: Etwa 1.800 Menschen starben, der Sachschaden wurde auf gut 80 Milliarden Dollar geschätzt. Doch das Jahr 2011 konnte die Bilanz von 2005 in den Schatten stellen, vor allem wegen des Erdbebens und des Tsunamis in Ostjapan. Aber auch das Erdbeben in Neuseeland und Überschwemmungen in Asien trieben die Kosten auf ein Rekordhoch. 380 Milliarden Dollar - das entspricht der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung von Norwegen oder Österreich.

Bauvorschriften und Frühwarnsysteme rechnen sich

"Es ist ein anhaltender Trend und die aus Katastrophen entstehenden Kosten steigen laufend an", erklärte Wahlström bei der Präsentation in der UNO-Zentrale. Für viele Länder seien die ökonomischen Folge eine ernsthafte Gefahr. Dabei zahle es sich aus, Vorbereitungen zu treffen: "Entsprechende Bauvorschriften und Frühwarnsysteme zahlen sich aus, genauso wie Notfallübungen, öffentliche Aufklärung und erhöhte Aufmerksamkeit in den betroffenen Gebieten", sagte Wahlström.

Vor den Vereinten Nationen hatte auch schon der Rückversicherer Munich Re die Zahlen genannt. Allein die Erdbeben in Japan im März und in Neuseeland im Februar 2011 hätten etwa zwei Drittel der Schäden verursacht. Ungewöhnlich sei auch die regionale Verteilung der Schäden: Rund 70 Prozent entfielen auf Asien. "Die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten" sei das stärkste je in Japan registrierte Erdbeben und der davon ausgelöste Tsunami am 11. März gewesen. Die Versicherer sprachen von einem volkswirtschaftlichen Schaden von 210 Milliarden Dollar - die Folgen des Atomunglücks in Fukushima noch gar nicht mitgerechnet. (APA/red)