In Österreich gibt es rund 238.000 Einpersonenunternehmen (EPUs). Das sind rund 56 Prozent aller Unternehmen. Die Wirtschaftskammer Österreich sagt, dies sei "ein Resultat des Wandels von einer industriellen, von Großunternehmen geprägten Ökonomie hin zu einer Wissensökonomie". Mag sein.
Jene, die als IT-Experten, Grafiker, Werber, Techniker, Coach, Psychotherapeuten, Journalisten, Buchhalter etc. (rund 43 Prozent sind weiblich) selbstständig sind, wollten das teils so, teils wurden sie dazu gezwungen: gut ausgebildete Jüngere, die trotzdem keine Anstellung kriegen und erfahrene Ältere, die aus ihrer Firma gedrängt wurden. Das bedeutet eine gewisse Freiheit, die aber auch die Freiheit ist, am Wochenende zu hackeln, sich krank an den Computer zu schleppen und vom Finanzamt automatisch eine höhere Vorauszahlung vorgeschrieben zu bekommen. Sehr viele verdienen nicht so gut und kriegen jetzt im Zuge des Sparpakets höhere Sozialversicherungsbeiträge drauf. Wer hilft ihnen?Die Parteien nicht. ÖVP , BZÖ und Grüne, zu deren Klientel die EPUs gehören müssten, schlafen. Die SPÖ (und die Gewerkschaft plus AK) kümmern sich darum, dass 60-jährige Hochbürokraten und 50-jährige " Burnout"-Opfer der Gemeinde Wien die Hacklerpensi kriegen. Die Wirtschaftskammer tut ein bisserl was. Aber die soziale und politische Bedeutung des Wandels zur Kleinselbstständigkeit haben sie alle nicht begriffen. (DER STANDARD; Printausgabe, 6.3.2012)