Reykjavik - Der isländische Präsident Ólafur Ragnar Grímsson (68) hat Rücktrittspläne widerrufen und will für seine fünfte Amtszeit seit 1996 antreten. Er hatte erst bei seiner Neujahrsansprache erklärt, dass er bei der Direktwahl des Staatsoberhauptes am 30. Juni nicht erneut kandidieren werde. Seinen Sinneswandel begründete der frühere Linkssozialist am Sonntag in einer Mitteilung an heimische Medien mit "verfassungsmäßiger Unsicherheit" über das Regierungssystem und die Rolle des Präsidenten in Island.

Zehn Prozent unterschreiben für Präsidenten

Grímsson bezog sich auch auf die Aufforderung zur erneuten Kandidatur per Unterschrift durch 30.000 Landsleute seit dem Jahreswechsel. Das sind fast zehn Prozent der Gesamtbevölkerung der Inselrepublik im Nordatlantik mit 320.000 Menschen. Der Präsident hatte sich seit Ausbruch der für Island zeitweise katastrophalen Finanzkrise mehrfach gegen Weichenstellungen durch die Regierung unter Führung der Sozialdemokratin Jóhanna Sigurdardóttir gestellt.

Ab Montag verhandelt ein vom Parlament eingesetztes Sondergericht in Reykavik gegen Sigurdardóttirs konservativen Vorgänger Geir Haarde. Er soll durch Passivität und andere Verletzungen seiner Amtspflichten die Folgen der Finanzkrise massiv verstärkt haben soll. (APA)