Grafik: Rick Falkvinge

In einem aktuellen Blog-Eintrag erhebt der Gründer der schwedischen Piratenpartei, Rick Falkvinge, schwere Vorwürfe gegen Microsoft: Über vorgeblich "unabhängige" Seminare werde massive Lobby-Arbeit unter EU-ParlamentarierInnen betrieben, um den Konkurrenten Google zu diskreditieren.

Unverdächtig

Auslöser des Artikels war eine Veranstaltung zu den Themen "Privatsphäre, Profilen und Online-Identitäten", zu der Falkvinge gemeinsam mit einer Delegation der schwedischen Piratenpartei eingeladen wurde. Doch was zunächst recht unverdächtig erschien, entpuppte sich im Laufe des Tages als eine pure Anti-Google-Veranstaltung.

Lobbying

Er selbst habe noch nie ein dermaßen unverschämtes Einprügeln auf ein einzelnes Unternehmen erlebt, beschreibt Falkvinge seine Eindrücke. Was eigentlich als unabhängige Informationsveranstaltung angekündigt war, erwies sich schlussendlich als reine Propagandaveranstaltung, in der praktisch jeder Satz einzig und allein gegen Google gemünzt war, anstatt sich allgemein und sachlich mit der Thematik zu befassen. Was den TeilnehmerInnen ebenfalls nicht mitgeteilt wurde: Der Veranstalter ICOMP ist eine von Microsoft finanzierte Lobby-Gruppe, wie Falkvinge nur zufällig am Rande des Events über ein mitgehörtes Gespräch erfuhr.

Unverfroren

Falkvinge verließ in Folge - gemeinsam mit den anderen Mitstreitern der Piratenpartei - erbost die Veranstaltung, allerdings nicht ohne den VeranstalterInnen unmissverständlich seine Empörung kund zu tun. Er halte es für geradezu unverfroren wie ein verurteilter Monopolist wie Microsoft mit viel Geld und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Hetze gegen einen Mitbewerber betreibe - und diesem dabei monopolistisches Verhalten vorwerfe. Der Politiker betont zudem, dass er selbst jahrelang für Microsoft gearbeitet habe, angesichts solch "unwürdigen" Verhaltens sei er aber froh, dass dies nicht mehr der Fall sei.

ICOMP

Die Aktivitäten der Firma ICOMP hatten übrigens schon im vergangenen Jahr auch im deutschsprachigen Raum für Aufregung gesorgt. War doch in der Frankfurter Rundschau ein Anti-Google-Kommentar von einem gewissen Christoph Waitz erschienen, seines Zeichens Sprecher der ICOMP. Dass das Unternehmen von Microsoft finanziert wird, hatte man dabei zu Erwähnen vergessen - erst nach Kritik wurde diese Information zumindest in der Online-Ausgabe nachgereicht. (red, derStandard.at, 04.03.12)