Rom  - Die um die Havarie der "Costa Concordia" vor der toskanischen Insel Giglio am 13. Jänner ermittelnden Staatsanwälte haben am Samstag die Vorwürfe gegen Schiffskapitän Francesco Schettino erhärtet. Die Staatsanwälte der toskanischen Stadt Grosseto werfen dem 52-jährigen Kapitän zusätzlich vor, gravierende Umweltschäden in einem Meerschutzgebiet angerichtet zu haben, teilten die Ermittler bei der ersten gerichtlichen Anhörung zum Unglück am Samstag in Grosseto mit. Sie werfen Schettino auch fahrlässige Tötung, Schiffbruch und Verlassen des Schiffes vor, obwohl sich noch Passagiere an Bord befanden.

Wegen fahrlässiger Tötung drohen Schettino 15 Jahre Haft. Für Schiffbruch beträgt der Strafrahmen zehn Jahre Haft. Dazu drohen Haftstrafen, weil die Passagiere an Bord angeblich sich selbst überlassen wurden. Angeklagt sind auch drei Manager der Reederei Costa Concordia, darunter ein Oberösterreicher. 25 Personen sind beim Unglück ums Leben gekommen, weitere sieben werden noch vermisst.

Hunderte Menschen, darunter Anwälte, Experten und Überlebende, beteiligten sich an der nichtöffentlichen Vorverhandlung zur Beweissicherung, die wegen der Menschenmenge in einem Theater stattfand. Bei dem Termin am Samstag ging es um die Aufnahme von Beweisen im Vorfeld der Hauptverhandlung. Außerdem wurden Gutachter ernannt, die die Blackbox des havarierten Schiffes überprüfen sollen. Sie haben drei Monate Zeit, um die Blackbox zu überprüfen.

Schettino, der sich unter Hausarrest in seiner Wohnung unweit von Neapel befindet, erschien nicht vor Gericht. Sein Mandant müsse um seine Sicherheit fürchten, betonte sein Verteidiger Bruno Leporatti. Auch die anderen acht Personen, gegen die noch Ermittlungen laufen, zeigten sich nicht in Grosseto. Zu ihnen zählt auch Vizekapitän Ciro Ambrosio, der Schettino gegenüber auf Distanz geht. Ambrosio berichtete in Aussagen vor den ermittelnden Staatsanwälten, Schettino habe den Offizieren befohlen, die Küstenwache anzulügen und zu behaupten, dass an Bord des Schiffes alles unter Kontrolle sei.

Überdies habe Schettino an dem Abend nicht wie üblich seine Brille getragen, als er das Kommando auf der Brücke übernahm, behauptete Ambrosio. Angeblich habe er sie in seiner Kabine vergessen, gab Ambrosio demnach an. Ambrosios Anwalt erklärte, sein Mandant sei der einzige Offizier auf der Brücke gewesen, der andere Anweisungen gegeben habe als der Kapitän. (APA)