Am Donnerstag wurde die Serie aus der Feder von David Schalko präsentiert - Im Anschluss plauderten die Protagonisten

"Das war die Wunschbesetzung, ohne jegliche Abstriche", sagt David Schalko, Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion, über das Schauspielerensemble von "Braunschlag". Teil der hochkarätigen Besetzung sind etwa Robert Palfrader, Maria Hofstätter, Nicholas Ofczarek, Nina Proll und Manuel Rubey.

"Braunschlag" ist ein Kaff im Waldviertel, das vom Bürgermeister (Palfrader) in den Ruin geritten wurde und mit Hilfe einer fingierten Marienerscheinung zum Magneten für Pilger werden soll. "Braunschlag", das ist auch ein Stück Österreich, also ein Gemisch aus Gier, Korruption, Alkoholismus und katholischer Scheinheiligkeit. Die achtteilige Serie erscheint am 9. März auf DVD (Hoanzl), im ORF ist sie erst ab Herbst zu sehen.

Am Donnerstag wurde sie im Wiener Künstlerhauskino präsentiert. Im Anschluss sprachen die Protagonisten über das Waldviertel, die Stimmung beim Drehen, eine mögliche Fortsetzung und warum der ORF mit "Braunschlag" sehr "verantwortungsvoll" umgehe. Ein Auszug.

"Braunschlag"-Regisseur David Schalko (Mitte) über seine Wurzeln im Waldviertel und warum die Serie dort (Eisgarn) gedreht wurde:

"Es gab authentische Gründe, warum ich das machen wollte. Ich war seit meiner Kindheit kaum mehr dort und wollte es auf eine gewisse Art und Weise auch wieder zurückerobern. Die Sachen sind jetzt in einem anderen Kontext eingefügt. Jede Figur besteht eigentlich aus drei Figuren, an die man denkt. Das ist beim Schreiben immer so, dass sich ein Ding aus mehreren Dingen zusammensetzt. Aber es geht darum, mit den Gesetzmäßigkeiten etwas Stimmiges, Authentisches herstellen zu wollen. Die beste Methode ist etwas herzunehmen, das man selbst gut kennt. Das muss nicht unbedingt ein Ort sein, an dem man aufgewachsen ist, das gilt für alles. Das ist bei Schauspielern genauso wie bei Drehbuchautoren."

Foto: ORF/Badzic

Robert Palfrader über seine Verbindung zum Waldviertel:

"Ich fahre seit zwanzig Jahren ins Waldviertel. Meine Frau hat das Haus ihrer Großeltern geerbt, das haben wir renoviert. Ich liebe das Waldviertel seit vielen Jahren, es lässt mich nicht mehr los. Wenn ich beruflich nicht mehr gezwungen bin, ununterbrochen in Wien zu sein, dann bekommt mich von dort oben keiner mehr weg. Aber 'Braunschlag' ist überall und ich bin der Meinung, dass diese Serie auf dem gesamten Planeten spielen könnte. Mafiöse Strukturen gibt es überall."

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Nina Proll über Parallelen zwischen "Braunschlag" und dem Waldviertel und ihre persönlichen Erinnerungen an den Drehort:

"Im Waldviertel gibt es wirklich einen Ufolandeplatz. In meiner Kindheit war das Thema, da ist ein Wiener mit seiner Familie ins Waldviertel gezogen, hat dort eine Mühle gekauft und einen Ufolandeplatz gebaut. Aber die Heilige Maria ist nicht dort gelandet.

Wir haben in der Disco gedreht, in die ich als 13-Jährige gegangen bin. Allerdings durfte ich nur alle heiligen Zeiten dorthin gehen, weil mein Vater dagegen war. Als ich dann wirklich alt genug war, hatte die Disco leider zugesperrt. Die kann man jetzt kaufen."

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Nicholas Ofczarek über "Braunschlag" und die Stimmung beim Drehen:

"Ich finde es so was von grandios. Auch distanziert gesehen ist die Serie einfach hochqualitativ und gut. Es ist zwar kein neues Genre, aber die Machart, dass es in sich nicht abgeschlossen ist, das ist neu und weil die Serie unprätentiös ist und nicht gefällig.

Man kann nicht erklären, wie so etwas entsteht, das kann man auch nicht planen. Es waren lauter Alphatiere auf einem Fleck versammelt. Wir hatten es beim Dreh gut, was aber noch lange kein Garant für Erfolg ist."

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Manuel Rubey über das Genre

"Ich finde, dass man David Schalko unrecht tut, indem man die Serie als Satire oder Groteske bezeichnet. Das ist einfach eine wahrhaftige Geschichte. Punkt. Diesen Zusatz 'Satire' braucht es überhaupt nicht."

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Simon Schwarz (rechts) über seinen Serienkonsum und Robert Palfrader über den ORF und seinen Serienumgang:

Schwarz: "Der DVD-Markt ist nicht zu vernachlässigen, sondern ganz wichtig. Ich zum Beispiel schaue mir keine einzige Serie im Fernsehen an, sondern alles ausschließlich auf DVD, weil ich keine Woche warten möchte, bis ich die nächste Folge zu sehen bekomme."

Palfrader: "Ich finde, dass der ORF mit dem Produkt sehr verantwortungsvoll umgeht und die Serie nicht einfach auf einem Sendeplatz abspielt, der nicht funktioniert, weil es ständig Unterbrechungen gibt. Durch Fußball, Feiertage oder so."

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Kann die Serie nur in Österreich funktionieren oder auch ins Ausland transferiert werden?

Schalko: "Es gibt schon eine sprachliche Komponente, aber auch amerikanische Serien spielen in einem gewissen Milieu, in dem eine bestimmte Sprache gesprochen wird. Da fragt auch niemand, ob der Südstaatenslang von da oder dort jetzt auch woanders funktioniert. Das ist mehr eine Frage der Aufnahmebereitschaft, aber ehrlich gesagt: ich weiß es wirklich nicht."

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Raimund Wallisch (Mitte) über das Drehbuch von David Schalko:

"Bei einer Serie bekommt man immer so acht bis zehn Bücher, dann liest man das durch und merkt, dass vier, fünf oder sechs Minuten pro Folge vorkommen, wo sie sich drüberschwindeln müssen, wo was reingebastelt wurde oder plötzlich eine Figur auftaucht. Bei 'Braunschlag' hat man beim Lesen gleich gemerkt, dass jede Figur ihre Rolle hat, jede Figur hat einen Sinn und sie bringt die Geschichte voran. Damit war klar, dass viele Voraussetzungen erfüllt sind, damit es eine tolle Arbeit wird."

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Wird es eine Fortsetzung von "Braunschlag" geben, Herr Schalko?

"Es ist ein Schlusspunkt gesetzt, der es an sich zu einer abgeschlossenen Geschichte macht. Ich habe es so geschrieben, dass beides theoretisch geht und man auch fortsetzen könnte. Es ist aber schwer vorstellbar, dass diese Protagonisten nach den acht Folgen noch Ähnliches erleben können. Da müsste man sich etwas sehr Gutes einfallen lassen. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, ob es eine Fortsetzung geben soll oder nicht. Darüber ist auch noch nicht geredet worden."

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David Schalko auf die Frage, warum die Serie zuerst auf DVD erscheint (ab 9. März) und erst ab Herbst im ORF zu sehen ist:

"Es war ursprünglich geplant, dass die Serie auch im März ins Fernsehen kommt. Der ORF wollte 'Braunschlag' aber einen guten Sendeplatz geben. Im Fernsehen ist es ja nicht unüblich, dass eine Serie erst ein halbes Jahr, nachdem sie abgedreht wurde, läuft. Und sie ist ja gerade erst fertig geworden. Es ist revolutionär, dass sich der ORF bereit erklärt hat, die Serie vorher auf DVD rauszubringen, um dem modernen Serienverhalten zu entsprechen.

Es gibt ja Gruppen, die sich Serien ausschließlich auf DVD anschauen und dann entweder gute oder schlechte Stimmung machen. Das ist der Plan und Fernsehen besteht in der Zwischenzeit aus mehreren Medien.

Es wird im Hauptabend laufen und nicht erst um elf am Abend, das ist das Wichtigste. Wenn etwas so wie ein langer Film aufgebaut ist, dann ist es wahnsinnig schwierig, wenn eine Woche dazwischen fehlt. Es ist eh schon eine große Herausforderung, die Leute wöchentlich für eine Serie zu gewinnen, die nicht episodisch abgeschlossen, sondern aufbauend ist." (om, derStandard.at, 2.3.2012)

Nachlese
"Braunschlag": "Einfach kein gutes Gefühl"

Foto: ORF/Badzic