Wien - Die Zukunft der ÖVAG als Spitzeninstitut des Sektors war zwischen Republik und Primärbanken (den "kleinen" Volksbanken, denen die ÖVAG mehrheitlich gehört) sowie dem Genossenschaftsverband unter Hans Hofinger seit Jahren immer wieder Thema. Ziel der Volksbanken, zuletzt: Geld für die ÖVAG und Ausstieg der Volksbanken - aber genau da gab die Republik nicht nach, wie Verhandler berichten.

Sie wollte die Primärbanken nicht aus der Verantwortung entlassen, nicht zuletzt, weil die auch für die mäßig geschickte Auswahl der ÖVAG-Manager verantwortlich gezeichnet haben. Mittel zur Einbindung der Volksbanken: Die Republik forderte einen strengen Haftungsverbund nach dem Modell der Rabobank, der ja nun auch realisiert wird.

Im Rahmen dieses Haftungsverbunds haftet jeder für jeden, das Spitzeninstitut hat weitestgehende Durchgriffsrechte auf die Volksbanken. Per Rabobankmodell wird aus dem zweistufigen Sektor de facto ein Konzern unter Leitung der ÖVAG. Die bisherige Selbstständigkeit der einzelnen Volksbanken wird minimiert, sie landen am kurzen Zügel des Spitzeninstituts. Bisher war das anders, nicht wenige Volksbanken am flachen Land haben nicht einmal die Bausparkassenverträge der sektoreigenen Bausparkasse (ABV) verkauft; die ABV ist eines der Sorgenkinder im Sektor.

Künftighin hat also die ÖVAG das Sagen, Weisungsrecht inkludiert. In dem Punkt liegt auch der Unterschied zum Haftungsverbund des Sparkassensektors. Der ist weniger streng, dort darf die Erste Bank als Spitzeninstitut nur unter bestimmten Umständen durchgreifen, in Krisen etwa. Voraussetzung für all das ist allerdings die mehrheitliche Beteiligung der Volksbanken an der ÖVAG. Der Staatsanteil darf also 49 Prozent nicht überschreiten.

Der größte Vorteil aus alledem: Die ÖVAG kann sich das Eigenkapital der Verbundbanken anrechnen lassen. Was der Sektorumbau nun erst recht erfordert: Der neue Vorstand muss die ÖVAG radikal sanieren. (gra, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 2.3.2012)