Daniel Dutkowski radelte 3016 Kilometer von Wien nach Istanbul - Zwei Monate, acht Länder, zwei Platte, drei Verfolgungsjagden mit Straßenhunden und zahlreiche freundliche Menschen
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"Zwei Monate Zeit und das Ziel ist Istanbul." Das war das Motto
der Fahrradtour, die ich letzten Sommer mit einem Freund unternommen habe.
Gestartet sind wir am 1. August in Wien, Treffpunkt Donauinsel. Insgesamt 3016 Kilometer durch acht Länder, freundliche Leute und tolle
Erlebnisse haben die Reise zu einem vollen Erfolg wreden lassen.
Um die Ergebnisse gleich vorweg zu nehmen:
Kilometer: 3.016 Zeit am Fahrrad verbracht (Nettofahrzeit): 162,5 Stunden Durchschnittsgeschwindigkeit: 18,51 km/h Max. Geschwindigkeit: 74,2 km/h Anzahl der bereisten Länder: 8 Bereiste Länder: Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Türkei Anzahl platter Reifen: 2 Anzahl der Stürze: 1 (Öl auf der Fahrbahn) Verfolgungsjagden mit Straßenhunden: 3 Und interessante Hindernisse
"Wozu
brauchst du Regenbekleidung? Du fährst doch in die Türkei." Diese Frage
wurde mir oft gestellt und jetzt kann ich sie auch beantworten. Gleich auf der ersten Etappe, von Wien nach Vojka (einem kleinen Dorf nach
Bratislava an der Donau), hat es geregnet. Leider gibt es kein Regenbild. Es war der erste Tag und wir haben nur Vollgas gegeben. Die Regenbekleidung hat sich also
ausgezahlt. Ansonsten konnten wir uns über das Wetter nicht
beschweren.
Der erste Teil der Tour führte entlang der Donau durch kleine Dörfer im rustikalen Stil. Im Bild: ein kleines Dorf vor Vukovar.
Wir fahren an der Donau entlang. Ca. 70 Kilometer sind es noch nach Belgrad. Zwischen den Dörfern folgten wieder längere Etappen durch ländliche Landschaften.
In Bajkal, Bulgarien, begleiteten uns Kühe, Schafe und Ziegen.
Kurz vor Ruse stießen wir auf interessante landschaftliche Elemente.
Immer wieder standen uns Tunnels im Weg. Es war relativ ungemütlich da ohne ordentliches Licht - im Vergleich zu den LKW - durchzufahren.
Zwischen Vidim und Orjayohov ging es wieder entlang düsterer Industrieanlagen.
In
jedem Land wurden wir herzlichst von den Leuten empfangen und oftmals
auf Rakja (lokaler Schnaps) oder eine Kleinigkeit zum Essen
eingeladen.
Kurz vor Novi Sad entdeckten wir eine kleine Strandbar an der
Donau. Dieses Foto zeigt ein paar serbische Jungs, die für
gerade eintreffende junge Damen posieren.
In unserem
Reiseführer stand, dass die Einfahrt nach Belgrad der gefährlichste
Abschnitt des Donauradwegs sei. Abgesehen von dem, was uns noch in
Istanbul erwartete, war es auf jeden Fall eine der unangenehmsten Etappen.
Viel
Schwerverkehr, enge Straßen und Dreck machten die Einfahrt zu einer
erschöpfenden Konzentrationsübung. Bild: Steile Abfahrt Richtung Zentrum.
Je weiter wir dann in Richtung Osten fuhren, umso mehr teilten wir die Straße mit Fuhrwerken anstatt Autos.
Die Etappen wurden hügeliger...
...und die Straßen schlechter.
Die
meiste Zeit der Tour waren wir nicht alleine unterwegs. Wir trafen
andere RadfahrerInnen und fuhren ein Stück gemeinsam. Bei der Einfahrt nach
Constanta in Rumänien borgte sich ein frisch vermähltes Ehepaar das
Tandem eines Grazer Radfahrerduos aus, um ein paar Hochzeitsbilder zu
schießen.
Als wir an der Schwarzmeerküste ankamen, war es mit dem Donauradweg
und dem ländlichem Flair vorbei. Entlang der Küste Richtung Süden mussten wir
auf Schnellstraßen und Autobahnen ausweichen.
Jeden
Tag überlegten wir uns, wie wir das Verkehrschaos umfahren könnten. Auf
Straßenkarten suchten wir verkehrsberuhigte Alternativen. Als wir uns
einmal für einen Umweg entschieden, führte uns die Straße stundenlang
bergauf; wir waren froh darüber, dass wir sie für uns alleine
hatten. Als wir durch einen Wald kamen, in dem es von unendlich vielen kleinen Fliegen wimmelte, die das Gesicht
bedeckten, wenn man einmal kurz stehen blieb, entwickelte sich die gemütliche Alternative zu einem Bergsprint.
Das Foto zeigt eine nette Dame, die uns in einem kleine Dorf in dieser Nacht ein Bett zur Verfügung stellte.
Große Freude, als wir das letzte Land unserer Tour erreicht haben.
In der Türkei fanden wir ausgezeichnete Straßen, freundliche Leute und köstliches Essen vor.
In
der Stadt Babaeski, unserem ersten Stopp in der Türkei, fand ein
Stadtfest statt. Überall wurde getanzt, gegessen und gefeiert. So
blieben wir gleich ein paar Tage.
Dann war es
endlich so weit. Unser Reiseziel, die Stadt Istanbul, war nur noch eine
Tagesetappe entfernt. Lange haben wir darüber nachgedacht, wie wir ins Zentrum hinein fahren sollen. Nachdem wir mit Leuten gesprochen und Karten
studiert hatten, entschieden wir uns für den direktesten Weg - die
Autobahn. Je näher wir kamen, desto breiter wurde die Straße und um so
mehr Fahrzeuge probierten auf einem Fahrstreifen Platz zu finden. Beschwert hat sich niemand - auch die Polizei hat uns nie aufgehalten. Viel mehr wurde uns zugewinkt.
Die
stundenlange Einfahrt nach Istanbul durch die ganzen Vororte war laut,
dreckig und stressig. Dennoch waren wir aufgrund des enormen
Verkehrsaufkommens zeitweise die Schnellsten mit unseren Fahrrädern. Ohne Probleme im Zentrum angekommen, besichtigten wir die Stadt zu Fuß.
Bei
einem Sturz mit dem Fahrrad auf einer Öllacke in Osteuropa war mein
Objektiv kaputt gegangen. In Istanbul konnte ich mir endlich ein neues besorgen, machte ich mich gleich auf die Suche nach Motiven und
fand sie auch: Das Foto zeigt den Besitzer einer kleinen Chai-Stube. Hier habe ich wohl die meiste Zeit verbracht.
Portrait eines Straßenmusikanten.
Fünf Tage haben wir in Istanbul verbracht.
Jeden
Abend versammeln sich Hunderte von Leuten auf der Galata-Brücke im
Zentrum zum Angeln. Unter der Brücke werden die frischen
Fische meist gleich in Form von köstlichen Fish-Burgern verkauft.
Nach der Pause
in Istanbul fuhren wir noch auf der asiatischen Seite der Türkei
weiter. Eine Fähre brachte uns bis nach Bandirma. Von dort
aus radelten wir Richtung Westen weiter. Der erste Tag in Asien
brachte einen platten Reifen mit sich. Nach dem Reifenwechsel suchten
wir eine Werkstatt auf und ließen unsere Fahrradschläuche rundum
erneuern.
Als Abschluss unserer Tour besuchten wir die kleine
Insel Bozcaada, die berühmt für ihren Wein ist. Dort
drehten wir noch ein paar Abschlussrunden mit dem Fahrrad.
YEAH. Auf der letzten Etappe wieder zurück nach Istanbul noch die 3000er Marke geschafft.
Nochmals zwei Tage haben wir in Istanbul verbracht.
Vor der Abreise ging es dann darum, sich wieder herzurichten.