Stuttgart - Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat zur Rettung der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker eine finanzielle Beteiligung der Mitarbeiter ins Gespräch gebracht. Der Fachbereichsleiter Handel in Baden-Württemberg, Bernhard Franke, sagte am Donnerstag in Stuttgart, es müsse auch über ungewöhnliche Wege nachgedacht werden. Beispielsweise darüber, welchen Beitrag die Mitarbeiter leisten könnten. Es gehe um eine Umwandlung von tariflichen Ansprüchen in eine Kapitalbeteiligung. Franke könnte sich eine Genossenschaft vorstellen, die sich bei einer neuen Schlecker-Gesellschaft engagieren könnte.

Am Dienstag starten in Ehingen bei Ulm die Gespräche zwischen der Gewerkschaft und dem vorläufigen Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz über die Pläne für den Personalabbau, berichtete Franke. Er forderte erneut eine starke Unterstützung der Politik in dem Insolvenzfall. Der Fall habe eine "sozialpolitische Dimension" die es rechtfertige, dass der Staat unterstützend eingreife. Insolvenzverwalter Geiwitz will rund 12.000 Stellen streichen und knapp die Hälfte der deutschen Filialen schließen. Er sucht nach Investoren.

Schlecker-Betriebsrätin sieht Polit-Diskriminierung

Ebenfalls für Aufregung gesorgt hat am Donnerstag Schlecker-Gesamtbetriebsratschefin Christel Hoffmann. "Ich fühle mich von der Politik sehr alleingelassen", sagte sie am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Sie habe keinen Anruf, keine E-Mail, gar keine Reaktion auf die harten Einschnitte bekommen, am Mittwoch verkündet worden waren. Sie habe erwartet, dass sich zum Beispiel die deutsche Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) oder jemand aus der baden-württembergischen Landesregierung äußere. Lediglich die Lokalpolitik habe sich gemeldet.

"Wenn man sich Fälle wie Opel anschaut, da war das ganz anders", so Hoffmann. "Da bin ich jetzt mal ganz ketzerisch und sage: da ging es ja auch um Männer-Arbeitsplätze." Auch bei anderen staatlichen Rettungsmaßnahmen für die Wirtschaft sei es ganz anders zugegangen, erklärte sie. Nun müsse möglichst schnell eine Transfergesellschaft her, um den Schlecker-Frauen eine Perspektive zu ermöglichen.

Österreich vorerst verschont

Schlecker Österreich soll vom Kahlschlag des insolventen deutschen Drogeriekonzerns vorerst verschont bleiben. "In Österreich ist zunächst keine Veränderung vorgesehen", sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch. "Das, was bei der Pressekonferenz (am 8. Februar, wir haben berichtet, Anm.) in Wien gesagt wurde, hat heute noch Gültigkeit." Damals hatte Lars Schlecker, Sohn des Unternehmensgründers Anton Schlecker, versichert, sich nicht von Auslandstöchtern trennen zu wollen.

Schlecker betreibt in Österreich 931 Märkte (Stand: 1. Februar) mit knapp 3.000 Mitarbeitern. (APA)