Eine Reaktion auf den Artikel "Stift Kremsmünster schließt sein Internat" (DER STANDARD, 29.2.2012).

Die Schließungen des Konvikts in Kremsmünster mag vor dem wirtschaftlichen Hintergrund zu verstehen sein, vom Internat insgesamt als "Auslaufmodell" zu sprechen ist allerdings ein Schlag ins Gesicht jener Einrichtungen, die sich offensiv pädagogischen Fragen stellen.

Internate sind pädagogische Orte

Internate, die sich offensiv den Herausforderungen von heute stellen, definieren sich gerade deswegen als pädagogische Orte. Es geht lange nicht mehr nur darum, Defizite abzudecken wie lange Schulwege oder mangelnde schulische Betreuung. Sie verstehen sich als Ergänzung von Familie und Schule, ermöglichen das Erproben von schulischem Wissen im Alltag, gewährleisten das Entwickeln von sozialer Kompetenz im Umfeld Gleichaltriger sowie das Entdecken von Begabungen und die Möglichkeiten zum Umsetzen mannigfaltiger Interessen. Dass das Schließen von Internaten in der schwierig werdenden Bildungslandschaft nicht die einzige mögliche Antwort ist, beweisen viele Beispiele im deutschsprachigen Raum.

Es gibt sie noch, die funktionierenden Internate

In Graz gibt es beispielhaft mit dem Bischöflichen Seminar im Augustinum, dem kirchlichen Bildungszentrum, eine Einrichtung, die für das nächste Jahr wieder mit steigenden Internatsschülerzahlen aufzeigen kann. Wir sehen das Internat lange nicht mehr "nur" als Wohnort, sondern traditionell als eine eigenständige und selbstbewusste Bildungseinrichtung. (Leserkommentar, Stephan Jauk, Wilhelm Krautwaschl, derStandard.at, 2.3.2012)