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Alte Quecksilberleuchten müssen neuen, mit Leuchtdioden ausgestatteten Lampen weichen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Salzburg - Rund 20.000 öffentliche Lichtpunkte machen in der Stadt Salzburg die Nacht zum Tag. Etwa 3000 dieser Straßenlampen oder Parklaternen sind noch Quecksilberhochdruckdampflampen. Österreichweit wird der Anteil der kommunalen Beleuchtung, die mit dieser aus den 1960er-Jahren stammenden Technologie ausgerüstet ist, auf 30 Prozent geschätzt. Der überwiegende Rest der öffentlichen Beleuchtung funktioniert auf Natriumdampfbasis.

Ab 2015 ist mit der Quecksilbertechnologie dann Schluss. Die Lampen verlieren die europäische CE-Kennzeichnung und dürfen in der EU nicht mehr verkauft werden. Spätestens zwei Jahre später seien die Lagerbestände aufgebraucht, schätzt Bruno Wintersteller. Er ist in der Stadt Salzburg für die kommunale Beleuchtung zuständig und organisiert gemeinsam mit dem Chef der Baudirektion, Walter Hebsacker, die Umrüstung auf Leuchtdioden (LED).

30 Prozent weniger Energie

Vorerst laufen in der Stadt Salzburg 21 Teststrecken, sagt Wintersteller im Standard-Gespräch. Zudem sei bereits die Hälfte der Ampelanlagen auf die moderne Halbleitertechnik umgestellt worden. Die erste Bilanz: Im Bereich der Straßenbeleuchtung liegt die Energieeinsparung bei etwa 30 Prozent, bei Anlagen für die Anstrahlung von Denkmälern bei 60 Prozent. Die größte Energieeinsparungsrate verzeichnet man bei der Weihnachtsbeleuchtung: Hier sind in Salzburg etwa 4500 LED-Lamperl im Einsatz; die Einsparung liegt bei 90 Prozent.

Auch die Erfahrungen in Sachen Haltbarkeit seien gut, meinen Wintersteller und Hebsacker: "Die Dinger halten wirklich."

Hohe Anschaffungskosten

Eines der Hauptprobleme bei der Umrüstung ist aus Sicht der Kommunen das hohe Investitionsvolumen. Derzeit kostet eine LED-Straßenlampe 500 Euro. Das macht in Salzburg für 3000 Leuchten 1,5 Mio. Euro.

In Wels (OÖ) hat man inzwischen 4000 der insgesamt 8000 städtischen Lichtpunkte auf LED umgestellt. Kostenpunkt: 2,1 Millionen Euro. Und der Flughafen Innsbruck hat für die europaweit erste Vorfeldbeleuchtung mit LED 900.000 Euro in die Hand genommen. Das sind Summen, die finanzschwächere Gemeinden vor große Probleme stellen werden. Wintersteller geht aber davon aus, dass mit zunehmender Nachfrage auch das Angebot steigen wird: "Der Markt wird sich umstellen."

Langfristige Rentabilität

In Salzburg hat man die notwendige Investitionssumme inzwischen durch eine budgetinterne Gegenrechnung freimachen können: "Die Investitionen werden über die Energieeinsparung finanziert", sagt Hebsacker. Die Amortisationszeit liegt je nach Art der LED-Beleuchtung zwischen sechs und neun Jahren.

Auch wenn die neuen Lampen noch die eine oder andere technische Kinderkrankheit aufweisen, sind Wintersteller und Hebsacker von der Zukunftsfähigkeit der Halbleitertechnologie überzeugt. Neben der Energieeinsparung und der damit einhergehenden Reduktion der CO2-Emission hätten die Dioden auch technische Vorteile. Die Möglichkeit, die Lichtstärke zu dimmen, sei eine davon.

Gut für Schmetterlinge

Die positiven Eigenschaften der LEDs betonen auch die Umweltschützer. Neben der Energieeinsparung sei das LED-Licht auch insektenschonend, erläutert der Salzburger Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener. Da die LED-Lampen im Gegensatz zu den Quecksilberlampen kein UV-Licht ausstrahlen, werden nachtaktive Insekten nicht gestört. Die Tiere orientieren sich am UV-Licht der Himmelskörper. Durch die Lichtverschmutzung in den Städten werden sie zwanghaft zu den Lampen hingeleitet, die sie so lange anfliegen, bis sie entweder verbrennen oder an Erschöpfung zugrunde gehen.

Auf diese Art werden jährlich Milliarden von Insekten ihrem Lebensraum entzogen. Ein Problem für den Artenschutz: Immerhin sind 85 Prozent der weltweit 4000 Schmetterlingsarten nachtaktiv.

Auch wenn Landesumweltanwalt Wiener den LED-Leuchten grundsätzlich positiv gegenübersteht: Ein Problem sei die Halbleitertechnologie an sich, sagt er. Viele Leuchten benötigten seltene Rohstoffe. Und deren Abbau wiederum verursache entsprechende ökologische Schäden. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, 1.3.2012)