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Ein Beamter einer Wiener Polizeidienststelle wollte laut Magazinbericht einer Schülerin eine DNA-Probe abnehmen.

Foto: APA/Herbert P. Oczeret

Wien - Knalleffekt rund um den Fall Natascha Kampusch: Ein Wiener Polizist, der auch FP-Funktionär in einer niederösterreichischen Gemeinde ist, soll versucht haben, von einer Volksschülerin eine DNA-Probe zu erlangen, obwohl er dafür keinerlei Ermittlungsauftrag gehabt haben dürfte. Einen diesbezüglichen Bericht des Magazins "News" in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe bestätigte am Mittwoch Johann Golob, Sprecher der Bundespolizeidirektion Wien. FPÖ-Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein wies in einer ersten Stellungnahme gegenüber der APA darauf hin, dass es sich dabei um Anschuldigungen handle, "die bisher noch nicht bewiesen sind".

Golob zufolge hat sich der zugrundeliegende Vorfall vor etwa einer Woche in einer niederösterreichischen Schule ereignet. Der Beamte stehe derzeit nicht im Dienst, gegen ihn werde strafrechtlich und disziplinär ermittelt. Dem Polizeisprecher zufolge ist das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung und Korruptionsprävention (BAK) in den Fall eingeschaltet. Die Möglichkeit einer Suspendierung werde geprüft. Sobald der Beamte wieder im Dienst stehe, werde er für Objektsicherungstätigkeiten eingesetzt, sagte Golob.

Von Lehrpersonal zur Rede gestellt

Laut "News" soll der Polizist nach einem Mädchen gesucht und nach einem Taschentuch oder Kleidungsstücken der Schülerin gefragt haben. Er hätte nach eigenen Angaben den Auftrag gehabt, eine DNA-Probe der Schülerin zu beschaffen, berichtete das Magazin. Die Aktion dürfte offenbar erfolgt sein, um einem immer wieder hochkochenden und nicht bestätigten Gerücht im Fall Kampusch nachgehen zu können. Die Mutter des Schulkindes habe Anzeige erstattet.

Der Polizist gab laut "News" zunächst an, er sei Kontaktbeamter und im Auftrag der Behörden in Schulen unterwegs, um Kinder im richtigen Verhalten im Straßenverkehr zu schulen. Doch dann habe er ein Klassenfoto präsentiert und nach einer Schülerin gefragt. Eine Lehrerin und die Direktorin hätten den Beamten daraufhin zur Rede gestellt, und er habe daraufhin zugegeben, dass es um den Fall Kampusch gehe. Er sei beauftragt worden, "die DNA einer Ihrer Schülerinnen zu beschaffen", soll der Polizist laut "News" zu den Lehrpersonen gesagt haben. Der Kontaktbeamte sei der Schule verwiesen worden.

Die Mutter des betreffenden Kindes sei informiert worden und habe Anzeige erstattet, so das Magazin. Das BAK habe den betreffenden Beamten ausgeforscht, bei ihm seien Kopien des Passes und der Geburtsurkunde des Kindes gefunden worden, berichtete "News". Demnach soll der Mann in Einvernahmen bereits Auftraggeber für die Aktion genannt haben.

Jesionek missbilligt "verantwortungloses Vorgehen"

Belakowitsch-Jenewein betonte, dass sie bisher "hier aber keinen strafrechtlich relevanten Tatbestand sehe. "Wenn sich ein freiheitlicher Funktionär etwas zuschulden kommen hat lassen, dann weiß er, was zu tun ist", sagte die Abgeordnete. Natascha Kampusch und ihre Berater gaben keine Stellungnahme zu dem Fall ab. Der betroffene Polizist war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Unterdessen hat der Präsident der Opferschutzorganisation "Weißer Ring", Udo Jesionek, sich gegen das Wiederaufrollen des Falls Kampusch ohne neue Beweise ausgesprochen. Er sprach in einem Interview mit dem ORF-Radiosender Ö3 von einem "verantwortungslosen" Vorgehen der Politiker in dem Untersuchungsausschuss, wenn sie den Fall ohne neue Beweise weiterverfolgen sollten: "Natürlich habe ich das Gefühl, dass da Kleingeld gemacht wird. Schauen sie, die Sache ist sehr medienwirksam, die Leute interessiert es und man kann damit von anderen Dingen ablenken", so Jesionek. "Das bringt die Frau nie weg, der ganze Heilungsprozess, der Versuch im Leben wieder Fuß zu fassen, werde dadurch torpediert und das Ganze ist noch mit Verdächtigungen gegen das Opfer verbunden." (APA)