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Grafik: APA

Schlechte Wasserführung und die schwache türkische Lira waren der Hauptgrund für den Gewinnrückgang beim Verbund. Dennoch will Österreichs größter Stromerzeuger kulant bleiben und gibt eine Preisgarantie bis 2014.

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Wien - "Ein Prozent weniger Wasserführung heißt zwölf Millionen weniger Gewinn bei uns. 2011 war die Wasserführung zehn Prozentpunkte niedriger als im Jahr davor; allein das hat uns 120 Millionen Euro gekostet".

Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber zeigte sich bei der Bilanzpräsentation am Mittwoch angesichts der klimatisch und wirtschaftlich schlechten Rahmenbedingungen, die das Jahr charakterisiert hätten, mit dem Erreichten dennoch zufrieden. Der Rückgang beim Konzernergebnis (minus zwölf Prozent auf 352,6 Mio. Euro; siehe Grafik) sei auch durch den deutlich schwächeren Wechselkurs der türkischen Lira bedingt, die 2011 gegenüber dem Euro 20 Prozent an Wert verloren hat. Die 50-Prozent-Beteiligung des Verbund an den Aktivitäten des türkischen Joint Venture Enerjisa findet sich anteilsmäßig mit einem Verlust von 47,3 Mio. Euro (nach 36,2 Mio. Euro Gewinn) in den Büchern. Probleme gibt es auch noch anderer Natur in der Türkei: Bei einem Dammbauprojekt von Enerjisa in der südtürkischen Provinz Kozan bei Adana sind beim Zusammensturz eines Tunnels mindestens drei Arbeiter ums Leben gekommen. Rettungskräfte suchten am Mittwoch nach weiteren sieben Vermissten. Türkischen Medien zufolge soll der Damm geflutet worden sein, obwohl das Bauwerk noch nicht fertig war.Auch in Italien habe man - bedingt durch die Wirtschaftskrise - merklich Gegenwind gespürt, sagte Anzengruber. Die 45-Prozent-Beteiligung Sorgenia schlug sich beim Verbund mit einem Verlust von 3,3 Mio. Euro (nach 43,0 Mio. Euro Gewinn) nieder.Wachsen will der Verbund abgesehen von der Türkei sowie ausgewählten Regionen am Balkan auch in Österreich. Die Zahl der Haushaltskunden soll möglichst rasch - in drei bis vier Jahren - auf etwa 500.000 fast verdoppelt und der Marktanteil von derzeit sechs auf zehn Prozent erhöht werden.

Stabile Preise bis 2014

Um dieses Ziel zu erreichen, versprach Anzengruber am Mittwoch, den Energiepreis für Haushaltskunden in den nächsten zwei Jahren stabil zu halten. Die Preisgarantie gelte für alle Bestands- und Neukunden. Zur Jahresmitte könnten Stromkunden mit einer Preissenkung aufgrund der niedrigeren Ökostromverrechnungspreise rechnen. Wie hoch sie ausfallen werde, sei noch nicht klar.

300 Mio. Euro möchte der Verbund mittelfristig durch Verkäufe von nicht zum Kerngeschäft zählenden Aktivitäten lukrieren. Dazu gehören etwa die Frankreich-Aktivitäten; auch die Steweag-Steg-Beteiligung (34,6 Prozent) in der Steiermark wurde in Analystenkreisen wiederholt genannt.

Einen Ausblick auf das heurige Jahr blieb Anzengruber "vor dem Hintergrund der vielen Unsicherheiten" schuldig. An der Börse verlor das Verbund-Aktie 4,5 Prozent. Die Dividende bleibt mit 55 Cent je Aktie stabil. (stro, mab, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.3.2012)