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Jugendliche denken an Apple, wenn sie "nano" hören.

Foto: Reuters

Wenn man Jugendliche fragt, woran sie bei dem Begriff Nanotechnologie denken, erhält man die verschiedensten Antworten: Vom iPod nano bis zu " Nanobots", die im Gehirn am Werken sind, ist alles dabei. Nachgefragt hat das "Sparkling Science"-Projekt "Nanomaterialien - Chancen und Risiken einer neuen Dimension", gefördert vom Wissenschaftsministerium.

Mikroskopisch kleine Roboter, die die Blutbahnen reinigen oder bei der Krebstherapie hilfreich sein können, könnten schon in wenigen Jahren Realität werden. Dabei bezeichnet der Begriff "Nano" eigentlich nur die Arbeit mit winzigen Teilchen. Seit der Erfindung des Elektronenmikroskops gewinnen diese stetig an Bedeutung. Doch wissen nur die wenigsten, was Nanotechnologie bewirken kann und wo sie Verwendung findet.

Laboratorien-Check

Das Projekt, das vergangene Woche im Palais Harrach mit einer "Young Researchers Tagung" feierlich zu Ende ging, will dem entgegenwirken. Jugendliche aus einer Salzburger und drei Wiener Schulen beschäftigten sich dabei mit den Vor- und Nachteilen der neuen Technologie. In anderthalbjähriger Arbeit wurden von den Teilnehmern Informationen zusammengetragen, Workshops besucht und Universitätslaboratorien unsicher gemacht. Unter der Leitung des Umweltbundesamtes wurden die Ergebnisse vergangenen Freitag präsentiert.

Klar wurde eines: Das Unwissen über Nanomaterialien in unserem täglichen Leben ist groß. Sonnencreme und viele andere Kosmetikprodukte, so manche Socken und auch verschiedenste Lackierungen enthalten Werkstoffe im mikroskopischen Bereich. Auch die Einsatzgebiete für Nanotechnologie werden immer mehr. Kratzfeste Pfannen und selbstreinigendes Fensterglas wären ohne Nanotechnologie immer noch ferne Zukunftsmusik.

Die positiven Anwendungen der Nanotechnologie sind unbestritten. Besonders in der Krebsforschung erhofft man sich neue Behandlungsmethoden. Derzeit treiben vor allem Europa, Japan und die USA die Forschung auf diesem Gebiet voran, denn auch die Wirtschaft profitiert von dieser Entwicklung. Doch auch die Risiken von Nanopartikeln, die unser tägliches Leben mehr und mehr beeinflussen, halten viele für unterschätzt.

Die Folgen, die diese Technologie langfristig auf den Menschen hat, sind jedoch noch nicht zur Gänze erforscht. Daher macht sich Skepsis gegenüber den neuen Materialien breit. Susanne Stark vom Verein für Konsumentenschutz warnt: " Es wird zu wenig Geld in die Erforschung der Risiken und der negativen Folgen investiert." Erst nach diesem Schritt sei eine nachhaltige Einführung der Nanotechnologie möglich, argumentiert Stark während einer Podiumsdiskussion mit Schülern.

Auch die Jugendlichen stehen den neuen Materialien skeptisch gegenüber. Ein Schüler aus dem Publikum erinnert an den Contergan-Skandal in den 1960er-Jahren. Auch dort habe es wegen fehlender Langzeitstudien nach einem anfänglichen Hype ein böses Erwachen gegeben.

Ob denn die Faszination für die kleinsten Teilchen mit dem Hype um die Entdeckung der Radioaktivität vergleichbar sei, fragte die Moderatorin und Nano-Expertin Katja Lamprecht. "Das Portfolio für die Nanotechnologie ist noch ungleich größer und die Möglichkeiten um vieles konkreter", meinte dazu Thomas Jakl, Leiter der Abteilung für Chemiepolitik im Umweltbundesamt.

Nano-Zutatenlisten

Konkret finden sich Nanopartikel schon in vielen Kosmetikprodukten und antibakteriellen Textilien, ohne dass die Konsumenten davon wissen. Würde eine Kennzeichnung helfen? Ja, sagen die Experten, allen voran Frank von der Kammer, Professor am Umweltgeowissenschaften der Uni Wien. Er schlägt vor, eine Art Zutatenliste zu erstellen, um den Verbrauchern eine genaue Auskunft über das Produkt zu geben und die Nanomaterialien klar zu deklarieren. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.02.2012)