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Foto: APA/ EPA/Abedin Taherkenareh
Teheran - Im Iran gehen die Proteste gegen die konservative geistliche Führung unvermindert weiter. In der Nacht auf Freitag versammelten sich hunderte Demonstranten, darunter viele junge Leute, in Teheran. Sie bezeichneten den obersten geistlichen Führer des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, als "Verräter" und forderten seinen Tod. Die Polizei ging gegen die Menge vor und löste die Proteste am frühen Morgen auf. Die Demonstranten versammelten sich in der Nähe der Universität und nahe des Hotels Intercontinental. "Khamenei, der Verräter, soll hängen!", riefen sie.

Kritik kann mit Tod bestraft werden

Kritik an dem höchsten geistlichen Führer kann im Iran mit dem Tod bestraft werden. Tausende Menschen schauten sich die Protestkundgebungen an; einige klatschten Beifall. Sowohl nahe des Hotels als auch bei der Universität ließen viele Bewohner ihre Haustür offen, um den Demonstranten Fluchtmöglichkeiten zu bieten. Auch um 02.00 Uhr morgens kam es in Teheran noch zu Staus, weil die Proteste Schaulustige anzogen. Etwa 500 Anhänger der religiösen Fundamentalisten machten in der Nähe des Hotels auf Motorrädern Jagd auf Demonstranten. Augenzeugen berichteten, Teilnehmer des Protests seien geschlagen worden.

Khamenei droht

Ayatollah Khamenei hatte den Demonstranten indirekt mit harten Maßnahmen gedroht. In einer Fernsehansprache bezog er sich am Donnerstag auf die Unruhen im Jahr 1999, als Sicherheitskräfte und Anhänger des hohen schiitischen Klerus mit harter Hand gegen demonstrierende Studenten vorgingen. "Wenn die iranische Nation sich entschließt, sich mit den (gegenwärtigen) Aufrührern zu befassen, wird sie das in der Art des 14. Juli 1999 tun", sagte Khamenei. "Es darf nicht zugelassen werden, dass eine Gruppe die Gesellschaft und Universitäten vergiftet und dies dann der frommen Jugend zuschreibt."

Auch Rücktritt des reformorientierten Präsidenten Khatami gefordert

Einige Demonstranten kündigten an, sie wollten bis zum Jahrestag der Proteste von 1999 im kommenden Monat ihre Aktionen fortsetzen. Gefordert wurde auch der Rücktritt des reformorientierten Präsidenten Mohammad Khatami. Einige Demonstranten warfen ihm vor, er setze sich nicht entschlossen genug für einen Wandel ein.

USA solle nicht gegen Regierung aufhetzen

Die USA haben die Festnahme regimekritischer Demonstranten im Iran verurteilt. Washington verfolge die Ereignisse mit "Sorge" und fordere die Freilassung der Demonstranten, die nur ihre politische Meinung geäußert hätten, sagte Außenamtssprecher Richard Boucher in Washington. Der iranische Außenminister Kamal Kharrazi hatte die USA davor gewarnt, die iranische Jugend gegen die Regierung aufzuhetzen. US-Außenminister Colin Powell hatte am Sonntag gesagt, Druck von Jugendlichen auf die iranische Regierung sei wünschenswert. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat dem Iran vorgeworfen, schon bald Atomwaffen zu besitzen. (APA/AP)