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Nach Durchsicht aller Akten wird immer wahrscheinlicher, dass die Behörden (im Bild: Polizei bei der Tatortsicherung in Strasshof 2006) im Fall Natascha Kampusch noch einmal gründlich die Hintergründe ermitteln müssen.

Foto: Reuters/Neubauer

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Die genaue Vorgangsweise steht derzeit noch nicht fest.

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Wien - Der Fall Kampusch wird nicht zu den Akten gelegt werden, sondern könnte völlig neu wieder aufgerollt werden. Werner Amon (ÖVP), Vorsitzender jenes Unterausschusses des Innenausschusses, der sich seit Monaten im abhörsicheren Raum im Parlament mit dem Entführungsfall aus dem Jahr 1998 beschäftigt, bestätigte dem Standard am Montag, dass er " ausschließen kann, dass wir diesen Aktendeckel noch einmal zumachen".

Über Medienberichte, denen zufolge das FBI um Mithilfe in der Causa gebeten wurde, zeigte sich Amon verärgert: "Der Ausschuss hat absolut dicht gehalten, das möchte ich betonen." Die Idee eines internationalen Ermittlerteams will Amon aber nicht von der Hand weisen. "Es ist durchaus üblich, dass man bei Cold Cases Personen von außen auf den Fall schauen lässt", sagt Amon, "das garantiert stärkere Objektivität und wird wohl notwendig sein in so einem Fall, um das Vertrauen in der Bevölkerung wieder herzustellen". Wobei man sich auch eine Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt Wiesbaden vorstellen könne.

Zum Fall selbst will Amon nur sagen, dass man die "Einzeltätertheorie nicht mehr halten kann und ein Selbstmord des Entführers Wolfgang Priklopil nicht ausreichend untersucht wurde".

Gespräche mit BKA und FBI

Doch noch sei keine Entscheidung im Ausschuss gefallen, wie man Ende März, wenn alle Einvernahmen vorbei sind, vorgehen wird. "Es gibt zwei Optionen", so Amon, "entweder, man richtet einen Untersuchungsausschuss ein oder man empfiehlt neuerliche Ermittlungen". Wie der Standard aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, gab es Vorgespräche zwischen dem Innenministerium und dem FBI. Das will im Innenministerium aber niemand bestätigen, obgleich es "ein gutes Einvernehmen und regelmäßigen Kontakt zwischen dem Ministerium, dem FBI und dem BKA Wiesbaden gibt", sagt ein Sprecher des Innenministeriums.

Ansonsten verweist man an die verantwortliche Staatsanwaltschaft Wien. Gegen fünf Staatsanwälte aus Wien und Graz war - wie berichtet - letzten Sommer von der Staatsanwaltschaft Innsbruck wegen Amtsmissbrauch in der Causa ermittelt worden. Zu einer Anklage kam es nicht.

In Innsbruck wurde aber nicht der Kriminalfall selbst wieder aufgerollt. Dem Ausschuss liegen nun sämtliche Akten, Video- und Tonbänder vor. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Printausgabe, 28.2.2012)