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Die Rückkehr des Leichnams eines der in Afghanistan ermordeten Opfer in die USA.

AP Photo/Jose Luis Magana

Kabul - Nach der Ermordung zweier US-Berater im afghanischen Innenministerium wird nach einem 25-jährigen Polizisten gefahndet, der nach dem Vorfall spurlos verschwand. Der afghanische Sender Tolo News berichtete am Sonntag, der Verdacht falle auf einen Polizisten namens Abdul Saboor, der seit dem Jahr 2007 im Dienst des Innenministeriums in Kabul gestanden habe. Ein hochrangiger Mitarbeiter des Ministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Verdächtige habe in der Geheimdienst-Abteilung des Ministeriums gearbeitet. Er wollte keinen Namen nennen.

Tolo News berichtete weiter, Saboor habe in Pakistan studiert, sei als Fahrer im Innenministerium eingestellt worden, habe dort eine Weiterbildung absolviert und sei zuletzt als Polizist in der Geheimdienst-Abteilung im Einsatz gewesen. Die beiden US-Berater waren am Samstag im Gebäude des Innenministeriums erschossen worden. Die radikalislamischen Taliban verkündeten nach dem Vorfall, dass insgesamt vier Berater des Innenministeriums getötet worden seien. Sie gaben den Namen des Täters mit Abdul Rahman an.

Karsai rief Afghanen nach Koran-Verbrennung zur Ruhe auf

Der afghanische Präsident Hamid Karzai hat seine Landsleute zur Ruhe aufgerufen. Bei den Protesten habe es bereits 29 Tote und rund 200 Verletzte gegeben, beklagte Karzai am Sonntag in einer Fernsehansprache. "Nun ist der Zeitpunkt gekommen, ruhig und friedfertig zu sein." In den vergangenen Tagen hatte Karzai lediglich schriftliche Erklärungen abgegeben.

Karzai verurteilte die Verbrennung des Koran und verlangte eine Bestrafung der Verantwortlichen. Die afghanische Bevölkerung müsse jedoch darauf achten, dass ihre Gefühle nicht "von den Feinden des Landes missbraucht" würden. Die Sicherheitskräfte hätten den Auftrag, das Leben der Einwohner zu schützen.

Obama telefonierte mit Allen

US-Präsident Barack Obama hat mit dem Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf, US-General John Allen, über die jüngste Eskalation der Gewalt gesprochen. Obama habe in einem Telefonat sein Bedauern über den Zwischenfall ausgedrückt und Allen für dessen Schritte gedankt, US-Soldaten und Zivilisten zu schützen, teilte das Weiße Haus am Samstag mit.

Das Weiße Haus begrüßte die Erklärung des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, der nach der Koranverbrennung durch US-Soldaten zur Ruhe mahnte und zum Dialog aufrief. Die USA stünden weiterhin an der Seite der Regierung in Kabul und des afghanischen Volkes, hieß es.

Als Reaktion auf den Tod der beiden US-Soldaten im Innenministerium, bei denen es sich laut "Wall Street Journal" um hochrangige Militärberater handelte, zog die NATO am Samstag alle ihre Mitarbeiter aus den Ministerien in und um Kabul ab. Die USA nannten die Koranverbrennung ein Versehen. Obama hatte sich entschuldigt.

Landesweit gingen unterdessen am fünften Tag in Folge die blutigen Proteste weiter weiter. Mindestens fünf Demonstranten wurden in Kunduz getötet, Dutzende verletzt. (APA)