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Der Blitz aus Pitz hat eingeschlagen.

Foto: Reuters/Balibouse

Crans Montana/Schweiz - Benjamin Raich hat am Samstag nach 806 Tagen Pause wieder im alpinen Ski-Weltcup gewonnen. Der Tiroler siegte beim Super-G in Crans Montana und stand zum ersten Mal seit 11. Dezember 2009 wieder auf dem obersten Treppchen des Podests. Der 36. Weltcup-Triumph seiner Karriere war der erste in einem Speed-Rennen und auch der erste nach seinem am 16. Februar 2011 erlittenen Kreuzbandriss.

"Das ist gewaltig, ich bin überglücklich. Das ist auch ein traumhaftes Geburtstagsgeschenk", jubelte Raich drei Tage vor seinem 34. Geburtstag am Dienstag. Raich spielte auf dem technisch anspruchsvollen Kurs in der Schweiz seine Klasse aus und hatte 0,24 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Franzosen Adrien Theaux. Freitag-Sieger Didier Cuche aus der Schweiz wurde Dritter (0,36), der Steirer Klaus Kröll Vierter (0,43).

Feuz nicht zwingend

Da der Schweizer Beat Feuz nicht über Rang zehn hinauskam, geht der Salzburger Marcel Hirscher als Gesamt-Weltcup-Führender in den Riesentorlauf in Crans Montana am Sonntag (10.00 und 13.00 Uhr/live ORF eins). Hirscher, der am Samstag auf einen Super-G-Start verzichtete, führt mit 1.055 Punkten vor dem derzeit verletzten Kroaten Ivica Kostelic (1.043) und Feuz (1.040).

Raich ist im Super-G schon seit vielen Jahren Stammgast in der Weltspitze, einen Sieg hatte er auch in Crans Montana am Freitag mit Rang drei ein wenig angekündigt. Auch eine WM-Medaille im Super-G, Bronze 2005 in Bormio, hat Raich in seiner imposanten Trophäensammlung daheim im Pitztal hängen. Ein Sieg in einem Speed-Rennen hatte allerdings bis Samstag gefehlt.

Meilenstein gegen die Kritiker

In Crans Montana hat der zweifache Olympiasieger, dreifache Weltmeister und Gesamt-Weltcup-Sieger 2006 somit eines seiner letzten großen sportlichen Ziele erreicht. "Dieser Sieg hat mir gefehlt, jetzt habe ich ihn. Ich habe sehr lange darauf hingearbeitet und viel Geduld haben müssen. Umso größer ist jetzt die Freude", erklärte Raich, der nach dem Abfahrts-Erfolg von Kröll in Chamonix für den zweiten ÖSV-Speed-Sieg in dieser Saison sorgte.

Raich will mitbekommen haben, dass er nach seiner Verletzung mancherorts bereits abgeschrieben worden sei. "Die kritischen Stimmen waren schon in mir drinnen. Das ist jetzt schon eine riesige Genugtuung, wenn man es zurück geschafft hat." Deshalb will Raich nun auch seine Bemühungen in den schnellen Disziplinen weiter vorantreiben und sogar intensivieren.

Vorbild Marlies Schild

Nach seinem Kreuzbandriss hatte Freundin Marlies Schild als Vorbild für Raich fungiert. "Marlies war das beste Vorbild für mich. Sie ist nach einer noch viel schwereren Verletzung wieder zurückgekommen", sagte Raich über die Slalom-"Königin" aus Salzburg, die sich im Oktober 2008 in Sölden eine schwere Unterschenkelverletzung zugezogen hatte. Der Glauben an sich selbst sei aber nicht immer ganz einfach gewesen.

"Wenn man im Bett liegt und sich kaum bewegen kann, dann ist die Sicherheit nicht so da. Aber ich habe immer daran geglaubt, und mein Umfeld auch. Wenn man diese Unterstützung spürt, dann ist alles einfacher", berichtete Raich. Im beziehungsinternen "Duell" mit Schild liegt Raich nun wieder mit 36:35 Weltcup-Siegen voran. Und für den Riesentorlauf sieht Raich nun auch gute Chancen: "Ich war schon 1998 hier, schon damals ist mit der Hang sehr gut gelegen. Ich bin überzeugt, dass ich auch im Riesentorlauf etwas reißen kann."

Solange es passt

Gedanken an den Rücktritt sind beim bald 34-Jährigen noch nicht sehr präsent. "Natürlich bin ich mittlerweile in einem Alter, in dem man langsam ans Aufhören denken könnte. Aber ich fühle mich fit, bin gut beieinander. So lange es passt, ich Spaß habe und hungrig bin, werde ich weiterfahren", kündigte Raich an.

Feuz hat mittlerweile Hirscher zum ersten Favoriten auf den Gesamt-Weltcup ernannt. "Marcel fährt extrem stark in den technischen Disziplinen. Wenn er durchkommt, fährt er fast immer aufs Podest. Wenn ihm das weiter gelingt, dann ist er Favorit", sagte Feuz. (APA)