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Auch Francesco Totti reklamiert seine Rolle im Stück.

Foto: Reuters/Bianchi

Alea iacta est. Juventus Turin gegen AC Milan. So, und nur so, lautet nunmehr das Duell um den heiß begehrten Scudetto. Die direkte Begegnung steigt am Samstag Abend im Mailänder Giuseppe Meazza Stadion. Eine Begegnung der Sonderklasse, zumal es nicht nur ein Aufeinandertreffen zwischen Rekordmeister und Titelverteidiger, Tabellenführer und dessen Verfolger, sondern auch zwischen der beständigsten Abwehr und dem treffsichersten Angriff ist. Abseits dieses, von der italienischen Sportpresse hochstilisierten Saisonfinales, findet ein weiteres Schauspiel statt: eines mit fünf Akteuren in verschiedenen Rollen. Inter, Napoli, die Roma, Udinese und Lazio haben das harte Casting der vergangenen Monate überstanden und wussten mit ihren guten, aber auch durchwachsenen Leistungen zu überzeugen. Die Auftritte bei der Aufführung der verbleibenden 14 Akte sind redlich verdient. Allesamt sind sie Teil einer Fußballstory, dessen Drehbuch erst geschrieben werden muss. Wer am Ende den Helden mimt und sich mit dem dritten Tabellenplatz die Qualifikation für die Champions League sichert, steht spätestens am 13. Mai um 22:30 Uhr fest.

Die Protagonisten

Inter Mailand
Der vom Pech verfolgte Mailänder Akteur ist bereits in fortgeschrittenem Alter. Eine Verjüngungskur scheint unausweichlich, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Bis vor zwei Jahren waren die Interisti noch die gefragteste Aktie, doch die Zeiten sind vorbei. Sechs Punkte fehlen Inter auf Udinese und Lazio. Mit der Erfahrung im Spitzenfeld, dem dringend benötigtem Selbstbewusstsein und etwas Glück könnten die Mailänder die Konkurrenz allerdings noch ordentlich ins Schwitzen bringen.

SSC Napoli
Der feurig-temperamentvolle Mime aus der süditalienischen Hafenstadt wird in den höchsten Tönen gelobt. Und das zu Recht. Durch seinen Chef De Laurentiis weiß er auch international zu begeistern. Darunter leidet jedoch die Qualität seiner Darbietungen in der Heimat. Man stellt sich die Frage: Kann oder will der Prophet im eigenen Land nichts gelten? Seine fünf Zähler Rückstand und die Priorität fürs internationale Geschäft lassen den ersehnten 3. Tabellenrang in einige Ferne rücken.

AS Roma
Der traditionsbewusste Römer hat in der Vergangenheit bereits mehrmals in der Rolle des furchtlosen Gladiators für Aufsehen gesorgt. In seinem römischen Reich fühlt er sich wohl, auswärts eher nicht. Mit seiner Bilanz vor fremdem Publikum ist er nur Mittelmaß und liegt gleich auf mit den Komparsen und Laiendarstellern aus Bologna und Bergamo. In den letzten Wochen waren seine Vorstellungen sehr unbeständig. Doch der Leinwandgröße vom Tiber fehlen lediglich vier Punkte auf das rettende Ufer. Dazu kommt, dass er sich ausschließlich auf die heimische Liga konzentrieren kann.

Udinese Calcio
Das noch relativ unbeschriebene Blatt aus dem Nordosten des Landes wurde in dieser Saison zum aufgehenden Stern am italienischen Himmel. Bisher schlüpfte er eher in Nebenrollen, in denen er sich stets im Hintergrund aufhielt. Mit soliden Leistungen und Disziplin verschaffte er sich Respekt und einen gewissen Nimbus. Dem hohen Tempo musste der Newcomer allerdings Tribut zollen. Einige Beschwerden und Verletzungen plagen ihn seit einiger Zeit (Di Natale, Badu, Pinzi). Punktegleich mit Lazio ist der ambitionierte Akteur aus dem Friaul trotzdem der Favorit Nummer 1 auf das Ticket für die Königsklasse.

Lazio Rom
Der zweite große Star aus der ewigen Stadt konnte in der laufenden Saison dem üblicherweise großen Schatten des Erzrivalen geschickt entkommen. Seine letzten Auftritte in Palermo und Madrid waren jedoch alles andere als erstklassig. Fünf grobe Schnitzer bei der Darbietung auf Sizilien sowie ein sich abzeichnender Führungswechsel (Trainer Reja bietet innerhalb weniger Monate zum bereits zweiten Mal seinen Rücktritt an) lassen die Qualität zukünftiger Vorstellungen schwer abschätzen. Mit 42 Punkten ist die formale Ausgangssituation denkbar gut. Doch voraussichtlich werden dem Bühnenkünstler aus Rom am Ende der Saison die Schuhe der Champions League trotzdem ein paar Nummern zu groß sein.

Finalszenario

Das Rennen um den dritten Tabellenplatz in der Serie A bleibt hart umkämpft. Die endgültige Entscheidung hängt letztendlich von den direkten Duellen und den geforderten Opfern im Europapokal ab. Udinese hat den Vorteil, gegen Milan und Juventus bereits gespielt zu haben. Milan muss noch gegen zwei (Inter und Roma) der fünf Champions League-Aspiranten antreten. Die Protagonisten sind gesetzt, das Drehbuch ist druckfertig, fehlt nur noch das Wichtigste - die Regie. Doch auch die ist bereits in festen Händen und hat einen Namen: Juventus Turin. Die alte Dame empfängt mit Inter, Roma, Napoli und Lazio fast noch alle Anwärter auf die Rolle des besten Nebendarstellers. Vorhang auf. (Gastbeitrag von Sebastian Köberl, 25.02. 2012)