Strafen kommen als erstes in den Sinn.

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DER STANDARD-
Schwerpunktausgabe Gerechtigkeit

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Von der Politik ist wenig zu erwarten, am ehesten vielleicht von den Grünen: Denen trauen immerhin sechs Prozent der Wahlberechtigten zu, dass sie sich sehr für Gerechtigkeit einsetzen. Den Koalitionsparteien geben in dieser Frage nur jeweils drei Prozent ein "Sehr gut". Das geht aus einer Market-Umfrage für den Standard hervor, die in der Vorwoche, also nach Bekanntgabe des Sparpakets, durchgeführt wurde.

Der Standard ließ zuerst fragen, wie es um die Gerechtigkeit allgemein bestellt ist (nicht gut: nur 36 Prozent halten Österreich alles in allem für gerecht), sodann wer gerecht ist und wer nicht und schließlich wie das Sparpaket eingeschätzt wird. Diesem geben, wie der Standard am Mittwoch berichtete, 18 Prozent ein glattes "Nicht genügend".

Wobei sich stets die Frage nach dem Maßstab stellt: Was ist schon gerecht? Wenn gerecht gestraft wird, wenn Frauen und Männer gleich behandelt werden und wenn die, die mehr leisten, auch mehr verdienen. Das ist der Wertemaßstab bei etwa neun von zehn Österreichern.

Nur 30 Prozent meinen, dass es wahre Gerechtigkeit erst im Jenseits geben werde - eine Zahl aus der Market-Chef Werner Beutelmeyer schließt, dass das Kernversprechen aller Religionen nur noch drei von zehn Österreicher erreicht. Das diesseitige Gleichheitsversprechen, dass Gerechtigkeit im gleichen Verdienst für alle bestünde, wird aber auch nur von 30 Prozent bejaht - am ehesten von Wählern der SPÖ und jenen der FPÖ.

Und wo geht es gerecht zu? Am ehesten bei Wahlen - das geltende Wahlsystem bekommt im Schnitt die Note 2,65. Gleich danach (mit 2,61) kommt der Zugang zu höherer Bildung. Auch der Straßenverkehr, die Unis, die Zivilgerichte und der Spitzensport kommen auf Werte unter drei.

Als besonders ungerecht - jeweils mit Durchschnittsnoten zwischen 3,5 bis vier bewertet - gelten die Preise für Produkte des täglichen Bedarfs, die Besteuerung von Sparbüchern, das Pensionsrecht, der Ausgleich zwischen Arm und Reich sowie die Regierung an sich.

Market fragte auch, welchen Gruppen in Österreich Gerechtigkeit widerfährt: Männer führen mit der Note 2,41 (eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr) die Liste an, für Frauen gilt der deutlich schwächere Wert von 3,15; Ausländer (3,14) und alte Menschen (3,18) liegen auf einem ähnlichen Niveau. Im Spitzenfeld der Einschätzung sind dagegen Lehrer, Beamte und Unternehmer. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.2.2012)