Wien - Eine klare Ansage in der noch ungeklärten Zuständigkeitsfrage bei der neuen Lehrer-Ausbildung hat nun die Universität für angewandte Kunst in Wien getätigt: In einer von Rektor Gerald Bast unterschriebenen Erklärung fordert sie eine Auflösung der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien und eine Übertragung der dort angesiedelten Ressourcen "an die jeweils inhaltlich (wissenschaftlich/künstlerisch) zuständigen Universitäten in Wien". Die Angewandte wolle dafür ihr Kunstpädagogik-Lehrangebot auf alle Schulstufen und Schulformen ab der Volksschule ausweiten.

Generell schließe sich die Angewandte der Forderung der Universitätenkonferenz (uniko) an, wonach die dem Wissenschaftsministerium unterstellten Universitäten die Federführung bei der neuen Lehrer-Ausbildung übernehmen sollen. Die universitären Curricula sollen mit dem Unterrichtsministerium "abgestimmt" werden, so die Angewandte. "Das Zusammenführen der derzeit an den Pädagogischen Hochschulen angesiedelten Kompetenzen mit den an den Universitäten bestehenden herausragenden wissenschaftlichen und künstlerischen Kompetenzen ist die einzig wirklich sinnvolle Strategie", wie es in der Erklärung heißt, "sowohl im Sinne der Kinder und Jugendlichen als auch im Sinne eines effizienten, effektiven und synergetisch wirksamen Einsatzes bestehender Ressourcen."

Derzeit wird die Lehrerausbildung für AHS und berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS) an den Unis vom Wissenschaftsministerium verwaltet, während die PHs, wo Volks-, Haupt- und Sonderschullehrer auf den Job vorbereitet werden, dem Unterrichtsministerium unterstehen.

Ausbau zu Pädagogischen Universitäten "suboptimal"

Laut den Reformplänen von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle sollen PHs und Unis sich künftig gemeinsam um die Lehrerausbildung kümmern, wobei je nach regionalen Voraussetzungen entweder Unis die Federführung übernehmen und Lehrerausbildung an einer "School of Education" anbieten oder aber PHs zu "Pädagogischen Universitäten" aufgewertet werden. Aus der Sicht der Angewandten wäre der Aufbau Letzterer aber "mehr als suboptimal" und würde "wissenschaftlich/künstlerische Synergien zwischen bestehenden personellen Ressourcen eher behindern als fördern, und er wäre aus Sicht wirtschaftlicher Sparsamkeit und organisatorischer Zweckmäßigkeit kontraproduktiv".

Wie aus der von Bast, Vizerektorin Barbara Putz Plecko und Senatsvorsitzender Ruth Mateus-Beer unterschriebenen Erklärung hervorgeht, soll die Lehrer-Ausbildung künftig an Unis teilweise in Form von interuniversitär eingerichteten Studiengängen abgewickelt werden. Dabei sollen unterschiedliche Unis ihre jeweiligen wissenschaftlichen und künstlerischen Kompetenzen sowie jene von den PHs übernommenen einbringen. Die Angewandte will dabei ihr derzeitiges Studienangebot für künstlerische Lehramtsstudien auch auf andere Schulstufen- und formen ausweiten und die "inhaltliche, organisatorische und personelle Verantwortung für die LehrerInnenbildung" in den Bereichen Bildnerische Erziehung, Werkerziehung und Textiles Gestalten übernehmen.

Hackl: "Man kann das Know-how einer Institution nicht kaufen"

Die Rektorin der PH Wien, Dagmar Hackl, kann der Forderung der Universität für angewandte Kunst, die PH aufzulösen und deren Kompetenzen an die jeweils inhaltlich zuständigen Unis in Wien zu übertragen, naturgemäß nichts abgewinnen. "Man kann das Know-how einer Institution weder kaufen noch schlucken, man kann nur ergänzend wirken", so Hackl gegenüber der APA. Mit sechs Unis, die Lehramtsstudien anbieten, und zwei PH sei in Wien zwar eine besondere Herausforderung in punkto gemeinsamer Lehrer-Ausbildung gegeben, gerade deshalb seien aber "alle Institutionen dazu aufgerufen, miteinander zu arbeiten und gemeinsame Schritte zu setzen".

"Es ist wesentlich, dass man nicht damit beginnt, Bereiche auf diverse Universitäten zu zersplittern oder eine Hochschule in eine Universität zu integrieren", so Hackl, "das halte ich nicht für sinnvoll." Es könne in Wien nur ein gemeinsames Erarbeiten einer zukünftigen Lehrerbildung geben, auch mit Angewandten-Rektor Gerald Bast habe Hackl bereits gesprochen. Bevor man die Institutionenfrage stelle, habe man gemeinsam "sehr viele inhaltliche Aufgaben zu erfüllen" und etwa ein gemeinsames Curriculum zur Sekundarstufe I zu entwickeln. (APA)