Grosseto - Die Staatsanwaltschaft von Grosseto ermittelt gegen den aus Oberösterreich stammenden Vize-Präsidenten der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere wegen der Verdachts der Beihilfe zur fahrlässigen Tötung. "Wir sind der Ansicht, dass der Manager als Mitglied der Kriseneinheit der 'Costa Concordia' in der Nacht des Unglücks nicht alles Notwendige unternommen hat, um den Schiffskapitän beim Ergreifen der richtigen Beschlüssen in der Notstandslage zu unterstützen", sagte der ermittelnde Staatsanwalt Francesco Verusio am Freitag. Das Schiff hatte am 13. Jänner vor der Toskana einen Felsen gerammt und ist teilweise gesunken. Vermutlich 32 Menschen kamen ums Leben.

"Die Costa-Manager hätten dem Kapitän zu einer bestimmten Verhaltensweise aufrufen müssen, sie haben es aber nicht getan. Hätte die Kriseneinheit anders gehandelt, wären die Dinge in der Nacht des Unglücks anders verlaufen", meinte Verusio. Daher werde dem Oberösterreicher Beihilfe zur fahrlässigen Tötung in mehreren Fällen vorgeworfen. Hauptbeschuldigter ist Kapitän Francesco Schettino.

Bereits am 7. Februar befragt

"Die Kriseneinheit hätte die tatsächliche Situation an Bord überprüfen müssen, sie war aber mehr an dem Zustand des Schiffes als an der Lage der Passagiere interessiert. Der Leichtsinn der Costa-Manager hat zu den dramatischen Zuständen jener Nacht beigetragen", sagte Verusio.

Der Staatsanwalt hat den 57-jährigen gebürtigen Ennser, der seit November 2010 als Vizepräsident der Reederei für die Technik der gesamten Flotte verantwortlich ist, bereits am 7. Februar befragt. "Wenn er es wünscht, kann er wieder aussagen", erklärte Verusio.

Am 3. März findet in Grosseto eine Anhörung statt, bei der es um die Aufnahme von Beweisen im Vorfeld der Hauptverhandlung geht. Teilnehmen werden Untersuchungsrichter, Staatsanwalt, die Angeklagten und deren Verteidiger sowie Vertreter der zu Schaden gekommenen Parteien. "Wir wollen das gesamte Beweismaterial über die Ereignisse auf der Kommandobrücke vor und nach der Havarie vorlegen", sagte der ermittelnde Staatsanwalt. Ein Gutachter soll vom Gericht beauftragt werden, den Inhalt der Blackbox des Schiffes auszuwerten.

"Komplizierte Untersuchung"

"Es handelt sich um eine komplizierte Untersuchung. Es ist jetzt schwer zu sagen, wann die Ermittlungen abgeschlossen werden. Wir wollen so schnell wie möglich handeln, weil diese Untersuchung von weltweitem Interesse ist", erklärte Verusio.

Ermittlungen wurden auch gegen den Chef des Krisenstabs der "Costa Concordia", gegen den Flotten-Inspekteur sowie gegen vier Offiziere aufgenommen, die sich zum Zeipunkt des Unglücks auf der Kommandobrücke befanden. Sie werden beschuldigt, Kapitän Schettino nicht darauf aufmerksam gemacht zu haben, dass sich das Schiff bei einer Geschwindigkeit von 15 Knoten der Insel Giglio zu stark genähert hatte. (APA)