Bei Sebastian Kurz kann man sich so einiges vorstellen. Aber dass der konservativ anmutende Jungschwarze selbst zur Gruppe der renitenten Jugendlichen gezählt hat, die ihre Vormittage im Kaffeehaus statt im Unterricht verbracht haben, zählt nicht dazu.

Umgekehrt wird Kurz sich nicht vorstellen können, wie unbeeindruckt ein rebellierender Teenager auf eine drohende Strafe reagiert. Ob es nun bei 220 Euro Bußgeld bleibt, oder ob es 1500 Euro werden - treffen wird die kurzsichtige Maßnahme lediglich die Eltern. In erster Linie sind das Alleinerzieher, Arbeitslose, Migranten. Menschen, die oftmals aufgrund der eigenen prekären Lebensumstände einfach resignieren vor der Wucht des pubertären Aufbegehrens. Wird den Kindern zu Hause noch die richtige Prise Bildungspessimismus verpasst, sind alle Zutaten für Perspektivenlosigkeit gegeben. Dass sich das durch hohe Geldbußen ändert, darf bezweifelt werden. Maximal bringt es einige Familien mit besonders schlimmen Früchtchen näher an die Armutsgrenze. Schulschwänzer werden nämlich nicht nur mehr, sondern auch immer jünger. Die Gründe reichen von Versagensängsten bis Unverständnis, was der Schulbesuch eigentlich für das spätere Leben bringt.

Der Mehrwert von Bildung muss Kindern und Eltern begreiflich gemacht werden. Dem Bildungssystem fehlt es grundsätzlich an Flexibilität, um praktische Bezüge zur Lebenswelt von Jugendlichen herzustellen. Geldstrafen bringen da sicher nichts. (DER STANDARD Printausgabe, 24.2.2012)