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Auf der Suche nach der Zukunft des Wissenschaftsstandorts Österreich. - Orientierungsplan auf dem IST-Campus

Foto: APA/Pfarrhofer

Das Institute of Science and Technology (IST) ist derzeit in aller Munde und dies zu Recht, wurde doch soeben feierlich eine für den übrigen Wissenschafts- und Forschungsbetrieb in Österreich völlig unübliche, extrem langfristige Finanzierungszusage von rund 1,4 Milliarden für die Jahre 2017 bis 2026 gegeben. Das ist sogar ein längerer Zeitraum als jener, der von der internationalen Evaluierungskommission des IST im März 211 vorgeschlagen wurde.

Dass der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Helmut Denk, und der Präsident der Rektorenkonferenz, Heinrich Schmidinger, auf eine derartige Ungleichbehandlung mit Unverständnis und Protest reagieren, ist nachvollziehbar. Zu fragen ist allerdings auch, ob und inwieweit die Struktur dieser Einrichtung dem angestrebten Anschluss an die internationale Forschungsspitze dienlich ist.

Aus dem auf der IST-Homepage skizzierten Selbstverständnis, dem großzügig dotierten Budget für Gehälter und Infrastruktur und der Zusammensetzung der Professorenschaft kann man folgern, dass mit IST in der Tat eine herausragende wissenschaftliche Spitzeninstitution auf- und ausgebaut wird. Zur Illustration: Die Professorenschaft (derzeit 22 Wissenschaftler aus insgesamt 11 Ländern, zwei davon aus Österreich) verfügt ausnahmslos über höchste Qualifikation und internationales Renommee, auch die rund 100 Studierenden und Mitarbeiter/innen sind überwiegend (schätzungsweise zu ca. 75 Prozent) internationaler Herkunft.

Inseldasein

In Österreich selbst allerdings führt das IST - wie schon in der Planungsphase vielfach kritisiert - eine Art Inseldasein: Es gibt keinerlei direkte Verknüpfung mit entsprechenden österreichischen Universitäten (etwa den Technischen Universitäten in Wien und Graz) und die Chancen von Absolventen dieser Universitäten, beim IST weiter zu studieren oder Stellen zu bekommen, sind angesichts der erwähnten numerischen Relationen wohl als minimal einzustufen.

Die geringe Verbindung mit der akademischen Lehre auf den Hochschulen ist auch mit Blick auf ähnliche Einrichtungen im Ausland auffallend, wo diese Verknüpfung weithin als sehr wichtig gilt. So gehören denn auch Hochschulen, die das tun - wie die Harvard University, oder die Universitäten Oxford und Cambridge - zu den weltweit führenden Spitzenforschungs-Institutionen (gemessen auch an der Zahl der Nobelpreisträger). Es gilt aber auch für führende außeruniversitäre Forschungsinstitutionen. So bietet zum Beispiel das Massachusetts Institute of Technology (MIT), eine weltweit führende Top-Institution, Studiengänge auch auf dem undergraduate-Niveau an und weist auf seiner Homepage darauf hin, dass auch Künste, Wirtschaft und Fremdsprachen zur vollständigen Ausbildung ihrer Studierenden gehören (es besitzt auch eine School of Humanities, Arts and Social Sciences).

Diese relativ isolierte Stellung des IST in der österreichischen Wissenschafts- und Hochschullandschaft muss trotzdem nicht gegen den Nutzen einer solchen Institution für Österreich sprechen bzw. dafür, dass wir uns so eine Einrichtung nicht leisten sollten. Es liegt dem Verfasser dieser Zeilen auch völlig fern, gegen die vorrangige Berufung ausländischer Wissenschaftler Einwände zu erheben (er kam selbst als Ausländer nach Österreich). Nochmals überdenken könnte man aber die Stellung des IST in der österreichischen Hochschul- und Forschungslandschaft und hier eine stärkere Einbindung fordern. Ebenso notwendig erscheint dem Autor auch eine ausgewogenere und vorausschauende Wissenschaftspolitik, die nicht - wie zuletzt - manche Bereiche mit der Rasenmäher-Methode behandelt (so etwa die außeruniversitären sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und die Österreichische Akademie der Wissenschaften), andere jedoch mit einem Füllhorn überschüttet. (Max Haller, DER STANDARD Printausgabe, 24.2.2012)