Welches Haus der frühere ÖIAG-Chef Peter Michaelis gemeint hat, als er bei seinem Abgang aus der Staatsholding die Bezeichnung „wohlbestellt" verwendet hat, bleibt sein Geheimnis. Die Beteiligung Telekom Austria kann er dabei eher nicht adressiert haben.

Denn Österreichs mit Abstand größter Telekomkonzern ist eine Baustelle. Nicht nur wegen des Korruptionsskandals, der Staatsanwaltschaft, Kriminalisten und einen Untersuchungsausschuss beschäftigt. Auch der wirtschaftliche Zustand des Unternehmens macht Aktionäre und Beobachter zunehmend unrund. Mit gutem Grund, denn die einst als erfolgreich gefeierte Expansion in Osteuropa wird wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise langsam zum Problem. Wo noch vor kurzem Telefongesellschaften mit der Aussicht auf fette Gewinne teuer - ob zu teuer, wie in Weißrussland und Bulgarien vermutet, wird auch der U-Ausschuss untersuchen - eingekauft wurden, müssen heute Millionen abgeschrieben werden. Erholung ist angesichts von EU-Schuldenkrise und Marktsättigung nicht in Sicht.

Jetzt, da die Gewinne im Osten wegbrechen, wird gleichsam der Vorhang zur Bühne Österreich geöffnet. Und diese Vorstellung ist alles andere als amüsant. Das Inlandsgeschäft stagniert, die Eigenkapitaldecke ist fadenscheinig, weil binnen fünf Jahren von 2,8 Milliarden auf 880 Millionen abgewirtschaftet. Hauptsache, die Aktionäre - allen voran die Republik Österreich - haben kräftig kassiert. (DER STANDARD, Print-Ausgabe; 24.02.2012)