Soldaten, die absichtlich Kinder erschießen; Geheimpolizisten, die Patienten in Krankenhäusern foltern und vergewaltigen; Panzerbesatzungen, die in Wohnviertel feuern: Die Befehlsgeber für diese Gräuel in Syrien sind jetzt in einem vertraulichen Uno-Register aufgeführt. Das teilte der Uno-Menschenrechtsrat am Donnerstag in Genf mit. Ein Expertenteam hatte im Auftrag des Menschenrechtsrates die Liste der mutmaßlichen Staatsverbrecher erstellt - der Name von Präsident Bashar al-Assad dürfte an vorderster Stelle stehen.

Die Uno-Fachleute fordern, die Verantwortlichen vor dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag zur Rechenschaft zu ziehen. Dazu müsste allerdings der Uno-Sicherheitsrat den ICC einschalten, was Russland und China verhindern werden.

Die Experten hinterlegten die Namensliste in einem versiegelten Umschlag beim Uno-Hochkommissariat für Menschenrechte. Zudem enthält der Bericht eine Liste von 38 staatlichen Foltergefängnissen: Die Lager befinden sich in zwölf Städten im ganzen Land, von Aleppo bis Tartus. Seit Ausbruch des Aufstandes gegen Assad im März 2011 starben laut dem Uno-Bericht möglicherweise mehr als 8000 Menschen. Da die Uno längst die Zählung der Toten eingestellt hat, greifen die Experten auf Schätzungen zurück.

Die Uno-Fachleute stellen auch klar: Angehörige der oppositionellen Freien Syrischen Armee verletzen ebenfalls die Menschenrechte - allerdings in einem weit geringeren Ausmaß als das Assad-Regime. (DER STANDARD Printausgabe, 24.2.2012)