Es ist keine kleine Sache, Inspektoren in eine Anlage hineinzulassen, die mit der militärischen Sicherheit eines Staates zu tun hat: Die Regierungen so gut wie aller Länder dieser Welt würden sich an den Kopf tippen, wenn ihnen jemand mit diesem Ansinnen käme - das besonders brenzlig für einen Staat ist, dem auf beinahe täglicher Basis mit einem Militärschlag gedroht wird.

Dies sei nur gesagt, um die Empörung darüber, dass der Iran seine Militärbasis Parchin nicht für Atominspektionen geöffnet hat, in einen Kontext zu stellen, der im aktuellen Gut-und-Böse-Denken nicht vorkommt. Vielleicht ist es nützlich, ihn einzubeziehen. Man soll nicht so tun, als würden die "Guten" immer willig die Hosen herunterlassen. Safeguards-Historiker wissen, wie schwer es etwa in den 1970er-Jahren war, dem völlig unauffälligen Deutschland die - damals ohnehin zahnlosen - Inspektionen unter dem Atomwaffensperrvertrag zu verklickern.

Aber selbstverständlich ist der Fall Iran anders gelagert. Teheran hat gelogen, falsch, spät und gar nicht über seine Atomaktivitäten berichtet, es gibt Sicherheitsratsresolutionen und Aufforderungen der Atomenergiebehörde - sowie iranische Zusagen zu Transparenz und Kooperation. Es gibt nur einen Weg, um wenigstens ein minimales Vertrauen der internationalen Gemeinschaft zum Iran wiederherzustellen: Alle Türen müssen für die Inspektoren geöffnet werden. Wer weiß, wer als Nächster anklopft. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2012)