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Marios Schwab entschleiert...

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... Christopher Kane mag das Futteral von Särgen...

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... Burberry interpretiert Klassiker.

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Meisterin bei Prints: Mary Katrantzou.

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Was auf der London Fashion Week diesmal als Erstes auffiel, waren ausnahmsweise nicht die vielen Modeblogger, die sich gegenseitig fotografierten, sondern T-Shirt-Verkäufer. Eine Seltenheit, geht es doch auf einer Modewoche um sündteure Designerkreationen und nicht um gewöhnliche Baumwollleiberln.

Die T-Shirts stammten von Topshop, jener britischen Textilkette, die seit genau zehn Jahren mit ihrem Newgen-Programm junge Londoner Designer unterstützt – und die T-Shirt-Designs von ehemaligen Jungdesignern wie Jonathan Saunders oder Gareth Pugh, denen Newgen zum Durchbruch verholfen hat.

Wird man von Topshop gesponsert, profitiert man unter anderem vom Mentoring durch die Crème de la Crème der britischen Modeindustrie und kann in den tollen Locations von Topshop seine Mode zeigen.

Imagepolitur

Die Highstreet-Marke Topshop poliert wiederum ihr Image durch solche Projekte gehörig auf – und die ehemals als unprofessionell verschriene London Fashion Week hat nicht zu- letzt durch das Engagement von Topshop-Boss Sir Philip Green seit Jahren schon den Ruf als aufregender junger, aber dennoch kommerziell erfolgreicher Modeevent. Cameron-Berater Sir Philips Ziel für die nächsten zehn Jahre ist die Neubelebung von Großbritannien als Produktionsstandort im Modesektor.

Ob Green und die Londoner Modeszene die Deindustrialisierung der Thatcherzeit umkehren können, bleibt abzuwarten. Mit den Designern, die in den letzten zehn Jahren vom Topshop-Sponsoring profitiert haben, bewies er aber ein goldenes Händchen. Marios Schwab, Christopher Kane, Peter Pilotto oder Louise Gray überzeugten auch in dieser Saison mit Shows auf hohem Niveau.

Marios Schwabs Kollektion war elegant mit dunklem Subtext. Der Gräko-Österreicher ließ sich von Marlene Dietrich inspirieren und schickte Femme fatales in Lederhandschuhen auf den Laufsteg, die sich hinter Philip-Treacy-Hüten versteckten. Anonymität und Voyeurismus waren Leitmotive in seiner Show. Schwab ver- und entschleiert mit transparenter Spitze, Ledertrenchcoats und – als Höhepunkt – transparenten Chiffonabendkleidern, die an Dietrichs berühmte "naked dresses" erinnerten.

Serienmörder bei C. Kane

Noch dunkler war Christopher Kane unterwegs. Der Designer, der so einflussreich ist, dass seine luftigen blumenbedruckten Chiffonkreationen derzeit auf keiner Trendseite fehlen, und der die junge Versace-Linie Versus verantwortet, machte diesmal eine 180-Grad-Wendung. Bei seiner Kollektion für kommenden Herbst und Winter dachte er nach eigener Aussage an Serienmörder, Sex- Klubs und das Stofffutter von Särgen. Das Ergebnis war trotzdem tragbar.

Der Tiroler Peter Pilotto setzte hingegen auf Kontinuität und perfektionierte den typischen Pilotto-Look. Diesmal waren seine auffallenden Prints von Asien inspiriert. Besonders eindrücklich waren fantastisch futuristisch bedruckte Anoraks mit architektonischen Kragen- und Ärmeldetails. Steppanoraks waren zwar nur ein Mikrotrend, der bei einigen Londoner Shows auftauchte, aber Pilotto und Designpartner De Vos behaupteten sich auch auf diesem Terrain souverän.

Noch bunter

Noch bunter waren die Shows der Jungdesignerinnen Mary Katrantzou und Louise Gray. Erstere wird in London als Königin von 3-D-Prints, Letztere als neue Vivienne Westwood gehandelt. Grays kunterbunte More-is-more-Ästhetik mischte Punk, Kubismus, David Hockneys Bühnenbilder und Debbie Harry zu einer exzessiven Explosion aus Farben und Drucken.

Abgerundet wurde die Fashion Week von Shows etablierterer Brit-Labels, die schon seit einigen Saisonen wieder dort zeigen. Burberrys Chefdesigner Christopher Bailey zeigte moderne Klassiker zu künstlich erzeugtem Regenwetter.

Bei Pringle of Scotland erinnerte sich Designer Alistair Carr an eine rebellische Jugendfreundin. Stella McCartney dagegen suchte sich London für die Präsentation ihrer Abendkleiderlinie aus, bei der Supermodels wie Amber Valetta oder Shalom Harlow auf den Sesseln tanzten. Damit an der Themse nicht immer nur die Jungen den Takt vorgeben. (Britta Burger/ Der Standard/ 23.02.2012)