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Sichtlich in seinem Element: FP-Chef Heinz-Christian Strache bei seiner Rede am Aschermittwoch in Ried. Strache attackierte "Faschingsprinz" Faymann und "Faschingsprinzessin" Spindelegger.

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Schon die vergangenen Jahre präsentierte sich Strache am Aschermittwoch in Ried als polternder Biertrinker.

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Helene Jarmer (Grüne) beim "anderen" Aschermittwoch.

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Ried/Wien/Klagenfurt - Es sind die erfüllten Erwartungen, die die Jahnturnhalle in Ried auch an diesem Aschermittwoch wieder zum Beben brachten. Heinz-Christian Strache in kurzer Krachlederner bahnt sich den Weg durch den blauen Dunst auf die Bühne, nicht ohne dabei einige der Hände zu schütteln, die ihm entgegengestreckt werden. Der FP-Bundesparteiobmann daheim im blauen Kernland, im oberösterreichischen Innkreis, kam gleich mit den von ihm erwarteten markigen Sprüchen zur Sache.

Auch wenn ihm "Standard-Undercover-Journalisten das Wort im Mund umdrehen" und ihm darauf "der Bundespräsident keinen Orden verleiht", stellte er klar: "Das Vertrauen der Bürger bei der Wahl ist der einzige Orden, den ich schätze." Es folgte eine Auflistung dessen, "was ich als Bundeskanzler anders mache werde". Schluss mit den " Luxus-Pensionsprivilegien in staatsnahen Betrieben", die der " Faschingsprinz Werner Faymann und die Faschingsprinzessin Michael Spindelegger" nicht angreifen. Der Kanzler werde "nicht als Reformator in die Geschichte eingehen, höchstens als Inserator". Und sein ÖVP-Vize sei nicht mehr als "stilles Mineralwasser, wenig prickelnd".

Beim diesjährigen politischen Rundumschlag wurde Strache nicht müde, sich stets als der bessere Kanzler vor den knapp 2000 Besuchern in der Jahnturnhalle zu geben. Diese spendierten zwischen Heringsschmaus und Bier tosenden Applaus.

Auf der Facebook-Seite Straches herrschte derweil auch ähnliche Stimmung wie in Ried: Fans des FPÖ-Chefs ereiferten sich hier weiter über die Höhe von Sozialleistungen an Asylwerber in Österreich. Nachdem Strache eine falsche Rechnung, deren Quelle die neonazistische Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP) war - DER STANDARD berichtete - entfernt hatte, rechnet er auch in neuen Beispielen auf seiner Facebook-Seite mit falschen Zahlen.

Diesmal anhand einer Asylwerberfamilie mit sechs Kindern und der Familie eines österreichischen Facharbeiters mit sechs Kindern aus Wien. Dabei rechnete Strache, der laut FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky "nicht alles selbst postet", der "Asylanten"-Familie rund 900 Euro zu viel an, den Österreichern 300 bis 400 weniger.

Straches Rechnung ignoriert, dass Asylwerber in der Grundversorgung keine Familienbeihilfe erhalten und berechnet den Lohn eines Facharbeiters zu niedrig.

Angesichts "dieser rechten Hetze müssen wir jetzt im Sinne eines breiten Bündnisses der Vernunft aufstehen und Haltung zeigen", forderte die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ), nachdem sie vom Standard mit den Rechnungen konfrontiert worden war. SPÖ-Sozialstadträtin Sonja Wehsely konstatierte angesichts der Falschzahlen: "Ohne gezielte Provokationen im Vorfeld von Straches inszenierten Aschermittwoch-Beschimpfungen würde sich niemand für Straches Bierzelt-Hetze interessieren." Zuvor hatten nur SOS-Mitmensch und die Grünen auf die Unwahrheiten auf Straches Facebook-Seite reagiert.

Gegenauftritte zu FP-Kehraus

Schon im Vorfeld des FP-Kehraus hielten Parteien und Vereine Gegenveranstaltungen ab. Vormittags luden die Behindertensprecher von ÖVP und Grünen, Franz-Joseph Huainigg und Helene Jarmer, in Wien zu einem (selbst)ironischen Fastenzeit-Auftakt. Huainigg: "Bei uns gibt es nicht rechte Sprüche, sondern kluge Köpfe."

Beim dritten Politischen Aschermittwoch des ÖVP-Wirtschaftsbundes in Klagenfurt warnte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl vor einem neuen "Abkassierpaket" nach der Nationalratswahl 2013. In Österreich gebe es eine "masochistische Lust, immer nur wegzunehmen". Wenn der Fiskus von den Reichen etwas wolle, solle er wieder Studiengebühren einführen.

In Oberösterreich begann zeitgleich zur FPÖ-Veranstaltung der Politische Aschermittwoch der Initiative gegen Faschismus mit einer Schau über den Prozess gegen NS-Verbrecher Adolf Eichmann.  (APA, cms, ker, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2012)