Kabul - Der afghanische Präsident Hamid Karzai hat die Taliban-Führung am Dienstag zu direkten Gesprächen mit seiner Regierung eingeladen. Zugleich forderte er die pakistanische Regierung in einer Erklärung auf, die "Bemühungen um direkte Verhandlungen als Teil des Friedensprozesses zu unterstützen und zu erleichtern". Zuvor hatte Karzai mit US-Präsident Barack Obama telefonisch über den Versöhnungsprozess mit den islamistischen Taliban gesprochen.

In einem Interview mit dem australischen Sender SBS sagte Karzai, die Taliban sprächen - anders als in den "westlichen Medien" berichtet - "jeden Tag" mit der afghanischen Regierung. Erst vor wenigen Tagen hätten solche Gespräche stattgefunden. Karzai hatte bereits am vergangenen Donnerstag von Kontakten zwischen Kabul, den USA und den Taliban gesprochen. Die Taliban dementierten dagegen Kontakte zur "Marionetten"-Regierung in Kabul. Der pakistanischen Regierung werden ebenfalls Kontakte zu den Taliban nachgesagt.

Die Taliban hatten sich Anfang Jänner bereiterklärt, eine dauerhafte Vertretung in Katar zu eröffnen, um Verhandlungen mit den USA zu führen. Die Regierung in Kabul hatte protestiert, als Washington separat Kontakte zu den Taliban aufbaute, um den seit zehn Jahren bestehenden Konflikt in Afghanistan beizulegen. Die Taliban kämpfen seit ihrem Sturz Ende 2001 gegen die Regierung in Kabul und die ausländischen Truppen in Afghanistan. Präsident Karzai versucht seit Jahren vergeblich, sie an den Verhandlungstisch zu bekommen. (APA)