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Ariel Muzicants Vize Oskar Deutsch in neuer Funktion.

Foto: APA/Neubauer

Ein neues Gesicht steht seit Dienstagabend an der Spitze der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), und auch mit ihm zieht wohl ein anderer Führungsstil ein. Aber der Kurs wird gleich bleiben. Denn Oskar Deutsch, der mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Ariel Muzicant gewählt wurde, ist die Garantie, dass es in der jüdischen Gemeinde so weiterläuft wie unter Muzicant.

Doch die Rollenverteilung wird sich ändern müssen. Bisher war klar vorgezeichnet: auf der einen Seite Muzicant, der Polterer, der Mann, der in der Öffentlichkeit steht. Auf der anderen Seite stand der vergleichsweise unauffällige Deutsch, der schon seit 1999 als Vizepräsident arbeitete - und mitverantwortlich für die Entschuldung der Wiener Gemeinde war. Seit Jahren werde nur noch ausgeglichen budgetiert, erzählt er voll Stolz.

Es ist nicht die erste Funktion, die Deutsch in der IKG innehat. Seit 1993 sitzt er auch im Kultusrat. Und er ist Vorsitzender des Sportklubs Maccabi Wien. Als Chef des Organisationskomitees der Makkabi-Spiele im Vorjahr in Wien stand er erstmals auch für einen kurzen Moment im Rampenlicht. Sein Hobby? "In erster Linie die Gemeinde", sagt er.

In zweiter Linie wird es wohl die Wiener Austria sein. Sein Vater habe ihn als Vier-, Fünfjährigen auf den Fußballplatz mitgenommen, "so wird man dann Anhänger", erinnert er sich. Aber über Privates redet er nicht gerne. Die Informationen sind daher dünn: Geboren am 25. April 1963 in Wien, ist er heute selbst ein verheirateter Familienvater.

Beruflich hat es ihn in den Familienbetrieb verschlagen. Deutsch ist Geschäftsführer der Alvorada Kaffeehandelsges.m.b.H. Gehandelt wird mit Kaffee und Tee in Österreich, man mischt aber auch im weltweiten Rohkaffeehandel mit. "Ich trinke Kaffee selbst gerne und verkoste gerne auch Rohkaffee", sagt der moderne Kaffeeröster.

Der jüdischen Gemeinde wünscht er vor allem, dass sie weiterhin eine Einheitsgemeinde bleibt und sich nicht wie andernorts aufsplittet. Wichtig sei auch, die Zahl der Mitglieder (in Wien sind es rund 7500) durch Einwanderung zu erhöhen. Wie er das anstellen will, ließ Deutsch bisher noch offen. Es werde "über alles Mögliche diskutiert", sagte er kurz angebunden.

Viel Zeit, sich zu profilieren, hat Deutsch nicht. Schon im November stehen in der IKG nämlich die planmäßigen Wahlen an. (Peter Mayr, DER STANDARD, Printausgabe, 22.2.2012)