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"Das geht den Deutschen mächtig auf die Salami."

Foto: APA/ ROBERT JAEGER

Interessante Sätze in der FAZ vom 7. Februar 2012, und zwar in einem Artikel, der über das spannungsgeladene Verhältnis zwischen Deutschschweizern und Schweizern in der Bodenseestadt Konstanz berichtet: "Anita Arnold, eine Kreuzlinger Rentnerin, hat ihrem Sohn gerade ein FC-Bayern-Trikot gekauft. ,Von den Nerven her ist das für die Konstanzer schwieriger, das kostet viel Zeit, wenn wir die grünen Steuerzettel ausfüllen, das geht den Deutschen mächtig auf die Salami‘, sagt sie in breitem Schweizerdeutsch." Interessant ist für uns die Salami-Redewendung, weil sie in unseren Breitengraden völlig unbekannt ist. Sagte man hierorts zu einem Gesprächspartner "Du gehst mir auf die Salami!", so würde man aller Wahrscheinlichkeit nach einen verständnislosen, wenn nicht gar verstörten Blick ernten. Die entsprechenden Formulierungen hießen vielmehr (in grosso modo absteigender Reihenfolge vom Neutralen über das Saloppe bis hin zum Vulgären): "Du gehst mir auf die Nerven", "Du gehst mir auf den Geist", "Du gehst mir auf den Keks", "Du gehst mir auf den Senkel", "Du gehst mir auf den Sack", "Du gehst mir auf die Nüsse", "Du gehst mir auf die Eier." Irgendeinen Ausdruck habe ich sicher vergessen, aber den wird ja die p.t. Leserschaft pflichtgetreu nachtragen.

Bleibt die zentrale Frage offen, was denn die Schweizer mit der "Salami" meinen. Kollege Gmünder, mein eidgenössischer Gewährsmann in der Redaktion, kannte die Redewendung überhaupt nicht, aber man wird wohl annehmen dürfen, dass sie – obwohl im zitierten Beispiel von einer Frau verwendet - irgendeinen untergründigen Zusammenhang mit dem oft mit Wurstmetaphern bezeichneten männlichen Geschlechtsteil besitzt. Ein mögliches Indiz dafür ist, dass die Salami auch in einer anderen Sprache als Penissymbol herhalten muss, nämlich in der englisch-amerikanischen Redewendung "to hide the salam (bzw.: salami)", die so viel wie "kopulieren" bedeutet (Vegetarier sagen stattdessen "hide the cucumber", "die Gurke verstecken"). Wie auch immer: An die liebenswürdige Leserschaft ergeht wie immer die freundliche Aufforderung, diesen Wörterbucheintrag mit eigenen Gedanken weiterzuspinnen – ich versichere Ihnen jedenfalls treuherzig, dass mir kein Posting wurscht ist.