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Marcel Koller hat nominiert.

Foto: Reuters/Bader

Wien - Es ist nicht so, dass sich Teamchef Marcel Koller in den vergangenen drei Monaten gelangweilt hätte. Der Schweizer hatte nach seinem Debüt in der Ukraine (1:2) ausreichend zu tun, er knüpfte Kontakte, absolvierte verpflichtende und freiwillige Termine. Ungefähr 50 Fußballspiele hat er in österreichischen und resteuropäischen Stadien live gesehen. Ohne zu erfrieren.

Am Dienstag war er gut aufgelegt und froh, "dass nach dem Winter der Frühling kommt". Er gab im Wiener Hotel Intercontinental, im Raum "Vier Jahreszeiten", seinen zweiten Kader bekannt. Dieser betrifft das Länderspiel am 29. Februar in Klagenfurt gegen Finnland. "Wenn Sie schreiben wollen, dass wir Favorit sind, dann schreiben Sie es ruhig. Wir wollen als Heimmannschaft auftreten und gewinnen." Finnland ist in der Rangliste 79., Österreich die Nummer 71. Koller: "Es gibt mehr Länder, die hinter uns liegen, als man glaubt."

Zu einigen Nominierten gab der Teamchef Statements ab, etwa zu den Goalies Robert Almer, Heinz Lindner und Christian Gratzei. Almer ist in Düsseldorf Reservist, Gratzei sitzt nach einer langwierigen Verletzung bei Sturm Graz auf der Bank. "Aber ich will ihn kennenlernen." Der 51-jährige Koller sollte noch öfters die rhetorische Frage stellen: "Wie ist er als Mensch?"

Der Test gegen Finnland, auf den man sich gerade zwei Tage lang vorbereiten kann, ist somit eine Art Vorstellungsgespräch. "Und ein Auffrischen der Gedanken, eine Vertiefung der Dinge, die wir vor dem Match gegen die Ukraine geübt haben. Wir müssen vom taktischen und spielerischen her noch eins drauf setzen."

György Garics wird sich vorstellen. Der Legionär von Bologna wurde von Dietmar Constantini im November 2009 nach dem 1:5 gegen Spanien aus der Mannschaft geschmissen, das hatte persönliche Gründe. Koller glaubt, dass Garics das Problem an der rechten Abwehrseite lösen könnte. "Ich habe DVDs gesehen. Er hat ein großes taktisches Verständnis, da merkt man die italienische Schule. Er kann verschieben, läuft manchmal schneller zurück als nach vor." Der Rapidler Guido Burgstaller wird auch " Grüß Gott" sagen. Koller. "Er ist viel unterwegs, kann Verteidigern wehtun. Normal ist es umgekehrt." Yasin Pehlivan und Jürgen Säumel sprechen, spielen ebenfalls vor. Koller: "Wie sind sie als Menschen?"

Der Schweizer kann auf 15 Legionäre zurückgreifen. Es ist nicht nur auszuschließen, sondern sehr wahrscheinlich, dass elf Söldner beginnen. Trotzdem wird Koller weiterhin die Partien der österreichischen Bundesliga verfolgen und sogar besuchen. "Das macht Sinn, es geht ja auch darum, für Nachschub zu sorgen. Legionäre fallen manchmal aus. Man muss davon wegkommen, immer die eigene Liga schlecht zu machen. Natürlich darf man sie nicht mit Deutschland vergleichen. Aber auch dort ist nicht jedes Match ein Zuckerschmaus."

Koller hat seinen Betreuerstab komplettiert, den Sportpsychologen Thomas Graw als Mental-Coach engagiert. Er kennt den 46-jährigen Deutschen aus gemeinsamen Bochumer Zeiten. "Das ist kein Hokuspokus, es dauert, bis es wirkt. Aber der Fußball beginnt im Kopf, nicht in den Beinen. Außerdem gibt es Dinge, die Spieler nicht unbedingt mit dem Trainer besprechen möchten."

In der Offensive leidet Österreich fast an einer Luxus-Epidemie. Kapitän Marc Janko trifft regelmäßig für Porto, Martin Harnik für Stuttgart, Erwin Hoffer für Frankfurt, Marko Arnautovic für Bremen. Koller: "Luxus ist es erst dann, wenn sie für die Nationalmannschaft treffen. Sie müssen noch mehr rein in den Strafraum." Die Entwicklung von Arnautovic sei sehr positiv. "Er wird provoziert und reagiert darauf nicht. Wow. Bremen und Trainer Schaaf machen das gut." (DER STANDARD, Printausgabe 22.2. 2012)

Der 24-Mann-Kader für das Testspiel am 29. Februar in Klagenfurt gegen Finnland:

Tor: Robert Almer (Fortuna Düsseldorf/1 Länderspiel), Heinz Lindner (Austria/0), Christian Gratzei (Sturm Graz/9)

Abwehr: Aleksandar Dragovic (FC Basel/14), Christian Fuchs (Schalke/47/1 Tor), György Garics (Bologna/23/1), Florian Klein (Austria/10), Georg Margreitter (Austria/0), Manuel Ortlechner (Austria/7), Emanuel Pogatetz (Hannover/47/2), Markus Suttner (Austria/0)

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/16), Julian Baumgartlinger (Mainz/18), Guido Burgstaller (Rapid/0), Andreas Ivanschitz (Mainz/52/8), Jakob Jantscher (Salzburg/9/1), Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/16/1), Veli Kavlak (Besiktas/15), Yasin Pehlivan (Gaziantepspor/13), Jürgen Säumel (Sturm Graz/19)

Angriff: Marko Arnautovic (Werder Bremen/16/5), Martin Harnik (Stuttgart/28/6), Erwin Hoffer (Eintracht Frankfurt/27/4), Marc Janko (FC Porto/24/10)

Auf Abruf: Lukas Königshofer (Rapid/0) - Ekrem Dag (Besiktas/10), Tanju Kayhan (Besiktas/0), Christopher Dibon (Admira/1/1), Manuel Weber (Sturm Graz/1), Philipp Hosiner (Admira/1), Roman Kienast (Austria/11/1), Stefan Maierhofer (Salzburg/19/1), Christopher Drazan (Rapid/3), Christopher Trimmel (Rapid/3)