Kairo - Die Wahlkommission in Ägypten hat ihre für Sonntag geplante Bekanntgabe des Wahltermins für die Präsidentschaftswahlen verschoben. Offenbar geht es um organisatorische Fragen: Anders als bei den dreiteiligen Parlamentswahlen soll ganz Ägypten und die Ägypter im Ausland zum selben Termin wählen gehen. Es bleibe jedoch bei Wahlen vor Ende Juni - und damit einer Machtübergabe des Höchsten Militärrats bis Mitte des Jahres, ließ der Kommissionspräsident, Richter Faruk Sultan, wissen.

Ab 10. März laufen die Kandidatenregistrierungen. In den vergangenen Tagen brodelte es in der Gerüchteküche, wer außer den bereits bekannten Kandidaten - darunter der Ex-Chef der Arabischen Liga, Amr Mussa - sonst noch antreten könnte. Am Wochenende hieß es sogar, Hosni Mubaraks langjähriger Geheimdienstchef und Vizepräsident während der letzten zwei Wochen seiner Herrschaft, Omar Suleiman, soll sich eine Kandidatur überlegen. Dass dies von revolutionären Kräften als Zynismus und konterrevolutionärer Versuch eingeschätzt würde, liegt auf der Hand.

Nabil Elaraby dementiert

Ebenfalls spekuliert wurde über Nabil Elaraby, der jetzige Präsident der Arabischen Liga, ein international bekannter Jurist, der nach dem Umsturz Außenminister wurde und nur nach langem Zögern den Liga-Spitzenposten annahm. Elaraby wurde als möglicher Kompromisskandidat von Muslimbrüdern und Militärrat genannt - dementsprechend allergisch reagierten die Kandidaten aus anderen Lagern. Elaraby, aber auch die Muslimbrüder dementierten. (guha/DER STANDARD Printausgabe, 21.2.2012)