"Die Möbel und den Einrichtungsstil habe ich von meiner imperialistischen Oma geerbt." Conny de Beauclair in seiner Wohnung in Wien-Margareten.

Foto: Lisi Specht

Conny de Beauclair ist Fotograf und Türsteher in der Wiener Disco U4. In der Nacht regiert der Rock, in der Wohnung der Barock. Wojciech Czaja staunte.

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"Das Ganze fängt damit an, dass ich zwei tolle Großmütter hatte. Die Mutter meines Vaters ist vor dem Zweiten Weltkrieg nach Schanghai ausgewandert und hat bis zu ihrem Tod in China gelebt. Von ihr stammt der asiatische Einschlag in der Wohnung. Ich habe zwei alte Statuen auf der Kredenz: einen Kaiser und eine Kaiserin. Auch das Schachbrett ist aus China. Ja, wir spielen wirklich Schach.

Die andere Großmutter, also die Mutter meiner Mutter, war eine Gräfin von Bissingen und Nippenburg und ist während des Kriegs von Ungarn über Wien nach Deutschland geflüchtet. Sie war eine große Künstlerin. Und sie hatte einen guten und zielsicheren Wohngeschmack. Ihre Liebe fürs Einrichten hat sich im Laufe der Zeit im Bekanntenkreis herumgesprochen, und so wurde sie eines Tages professionelle Innenraumgestalterin. Am Ende ihres Lebens hatte sie sehr wohlhabende Kunden und richtete etwa den Ansitz der Familie Henkel und einige Schlosshotels am Rhein ein.

Von dieser Einrichtungsgräfin also habe ich den imperialistischen Einschlag geerbt. Es ist unverkennbar! Von ihr stammt der Großteil meiner Einrichtung wie zum Beispiel der alte, von ihr bemalte Bauernschrank im Wohnzimmer. Meine zwei Lieblingsstücke aber sind die Stühle im Erker. Das sind Möbel aus der Zeit um 1800 - russisches Empire. Meine Frau Michaela sitzt sehr gern darin. Ich finde die Möbel wahnsinnig unbequem, ich begnüge mich eher mit dem optischen Genuss. Die Füße sind Schwanenfüße, die Armlehnen sind Schwanenhälsen nachempfunden, und die hölzerne Rückenlehne wird von zwei goldenen Schwanenköpfen gehalten. Eine wunderbare Arbeit! Die Stoffe sind alle noch original.

Es ist ein Wohnen mit der Geschichte. Doch eigentlich ist es eine ganz normale Wohnung, in der wir alle heiligen Zeiten die Möbel verrücken und alles auf den Kopf stellen. Nein, das hat nichts mit einem Museum zu tun. Nur bei unserem Louis-seize-Fauteuil sind wir etwas heikel. Da gibt es Jeansverbot, denn die Jeans färben ab und reiben den gewebten Stoff auf. Abgesehen davon finde ich es faszinierend, dass die Möbel, die zum Teil schon über zwei Jahrhunderte auf dem Buckel haben, immer noch ausschauen wie neu. Das ist eine Material- und Fertigungsqualität, von der man heute nur noch träumen kann.

Insgesamt hat die Wohnung 180 Quadratmeter. Die Grundrissaufteilung ist schön, die Räume sind hoch, und zum Naschmarkt ist es auch nicht weit. Wir haben die Wohnung 1985 gekauft. Eingezogen sind wir aber erst zehn Jahre später - wir konnten uns einfach nicht entscheiden, wie wir diese Wohnung umbauen und sanieren sollen. Die Diskussion hat ewig gedauert, und die Wohnung stand zehn Jahre leer! Ja, ich weiß, das ist verrückt. Aber heute fühlen wir uns hier sehr wohl.

Wir haben auch zwei Bilder von Falco im Wohnzimmer hängen. Falco und Empire - ich finde, das verträgt sich gut. Er war ein lieber Bekannter von uns, und natürlich habe ich mich im Laufe der Zeit zu einem richtig großen Falco-Fan entwickelt. Eines Tages habe ich dann eine riesige Falco-Sammlung geschenkt bekommen. Mein Arbeitszimmer quillt schon langsam über. Und einmal im Jahr veranstalten wir im U4 eine große Falco-Party.

Was die übrigen Möbel betrifft: Natürlich kombinieren wir gerne auch Alt mit Neu. Das Einzige, was uns nicht ins Haus kommt, sind grausliche Materialien oder billige Plastikmöbel. Wir sind halt keine Ikea-Menschen. Das Ungeplante, das Chaotische, Anachronistische ist uns viel lieber. Manchmal ist es auch zu chaotisch. Ich muss ja gestehen, dass wir für den Fototermin extra zusammengeräumt haben. Ich finde, so eine Entrümpelungsaktion braucht man ab und zu. Danke! (DER STANDARD, Printausgabe, 18./19.2.2012)