Bild nicht mehr verfügbar.

Eine israelische F16i. Luftbetankung möglich.

Foto: AP

Ein Angriff auf iranische Atomanlagen würde die israelische Luftwaffe nach Einschätzung von Militärexperten auf eine sehr harte Probe stellen. Die Piloten müssten mehr als 1.600 Kilometer über feindliches Gebiet fliegen, unterwegs in der Luft tanken, die iranische Luftabwehr überwinden und mehrere unterirdische Nuklearanlagen gleichzeitig angreifen, schreibt die "New York Times" in ihrer Online-Ausgabe. Israel müsste nach Einschätzung von US-Sicherheitsexperten mindestens 100 Flugzeuge einsetzen. Damit würde sich ein Angriff deutlich von den gezielten Luftschlägen gegen den mutmaßlichen Reaktor in Syrien im Jahr 2007 sowie den irakischen Atomreaktor Osirak im Jahr 1981 unterscheiden, heißt es.

Auf eigene Faust gegen Atomprogramm

Tom Donilon, Nationaler Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, traf am Sonntag in Jerusalem mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zusammen. Nach israelischen Medienberichten will Donilon Israel von einem Angriff auf den Iran abhalten und davon überzeugen, den Sanktionen gegen Teheran zuerst eine Chance zu geben. Netanyahu hatte mehrmals erklärt, Israel müsse notfalls auch auf eigene Faust gegen die Bedrohung durch das iranische Atomprogramm vorgehen. Das erklärten auch Staatspräsident Shimon Peres und Verteidigungsminister Ehud Barak gegenüber dem französischen Ex-Premier Laurent Fabius, wie das Pariser Nachrichtenmagazin „L'Express" berichtete. Fabius informierte die israelische Führung über die Nahost-Politik des sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Francois Hollande.

Nach Informationen der "New York Times" sind sich einige US-Experten gar nicht sicher, ob Israel überhaupt die militärische Fähigkeit besitzt, einen solchen Angriff auszuführen. Es sei auch unklar, ob die "bunkerbrechenden" US-Bomben, über die Israel verfügt, stark genug seien, um in die tiefsten unterirdischen Schutzanlagen des Iran vorzudringen. Mögliche Ziele wären die Urananreicherungsanlagen Natanz und Fordo, der Reaktor in Arak und Urananreicherungsanlage Isfahan. Die Frage ist auch, welche Route für die israelischen Luftwaffe überhaupt eine gangbare wäre. Es gibt drei Möglichkeiten, eine über die Türkei, eine südliche über Saudi-Arabien und eine zentrale, kurze über Jordanien und den Irak. Nach dem Abzug der USA aus dem Irak wäre diese wohl am wahrscheinlichsten, da der Irak über keine ausreichende Luftabwehr verfügt.

Man habe zudem die Sorge, die USA könnten im Fall eines fehlgeschlagenen israelischen Luftangriffs in den Konflikt hereingezogen werden. Selbst mit dem erheblich größeren Arsenal der USA könnte es jedoch nach Einschätzung der Experten viele Wochen dauern, die nuklearen Anlagen Teherans zu zerstören. Eine große Sorge sei auch ein möglicher iranischer Vergeltungsschlag.

Israels Armee will bei Tel Aviv Raketenabwehrsystem aufstellen

Unterdessen wurde bekannt, dass die israelische Armee in dieser Woche im Großraum Tel Aviv ein Raketenabwehrsystem aufstellen und prüfen will. Eine Militärsprecherin in Jerusalem teilte am Montag mit, es handle sich um eine jährliche "Routineübung". Das System "Eisenkuppel" solle nur für einige Tage stationiert bleiben. Bisher wurde es vor allem im Umland des palästinensischen Gazastreifens eingesetzt, als Warnsystem gegen den fortwährenden Raketenbeschuss durch militante Palästinenser.

Vor dem Hintergrund des Atomstreits mit dem Iran und Spekulationen über einen möglichen Angriff Israels sorgte die geplante Übung im Großraum Tel Aviv für Aufmerksamkeit. Tel Aviv gilt als Hauptziel möglicher Raketenangriffe bei einem neuen Nahost-Krieg. (red/APA)