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Historiker Imanuel Geiss auf einem Archivbild vom Februar 1972

Foto: APA/Pfündel

Bremen - Der Historiker Imanuel Geiss ist tot. Er starb in der Nacht zum Montag in Bremen im Alter von 81 Jahren nach schwerer Krankheit, bestätigte Jörg-Dieter Kogel, Programmleiter Nordwestradio (Radio Bremen), der in engem Kontakt mit der Familie steht. Der in Frankfurt/Main geborene Geiss arbeitete seit 1973 an der von ihm mitgegründeten Universität Bremen.

Einen Namen machte er sich früh in der Auseinandersetzung über die Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Geiss arbeitete in den 60er Jahren an Fritz Fischers Werk "Griff nach der Weltmacht" mit, das die These vertrat, die Weltmachtbestrebungen Deutschlands hätten zum Ersten Weltkrieg geführt. Das Buch löste einen erbitterten Streit aus (Fischer-Kontroverse). Das Nordwestradio zitiert Geiss dazu in einem Nachruf: "Die älteren Historiker (...) waren ja selbst noch Weltkriegsteilnehmer gewesen an der Front als Offiziere und Soldaten." Sie hätten sich von Historikern wie Fischer ihr Kriegserlebnis nicht rauben lassen wollen.

Stand- und Schwerpunkte

Geiss trat sehr früh für die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze und eine Annäherung an die DDR ein. Das brachte ihm zunächst große Probleme. Geiss hatte die spätere Ostpolitik der SPD vorweggenommen. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit setzte Geiss in der Dritten Welt, mit der Veröffentlichung des Buches "Panafrikanismus". Er veröffentlichte eine "Geschichte des Rassismus".

Zu dieser Zeit galt Geiss als linker Historiker. Im Historikerstreit über den Umgang mit dem Holocaust nahm Geiss eine vermittelnde Position ein und wurde teilweise in die rechte Ecke gestellt. "Als der Historikerstreit aufkam - 1986 - galt ich dann als Rechter, als Renegat, und wurde entsprechend isoliert", zitiert der Sender den Historiker.

Zu Geiss' wichtigsten Arbeiten gehört ein mehrteiliges Werk für Geschichtsanfänger ("Geschichte griffbereit"). Zuletzt erschienen Werke zum Jugoslawienkrieg und dem Zerfall der Sowjetunion. (APA/red)