Rom - Der Papst hat am Samstag bei einer feierlichen Zeremonie im Vatikan 22 neue Kardinäle ernannt. Die neuen Kardinäle erhielten im Petersdom vom Heiligen Vater ihr purpurrotes Birett und ihren Kardinalsring. Die Zahl der Purpurträger, die das wichtigste Beratergremium des Papstes und zugleich das Wahlkollegium für seinen Nachfolger bilden, erhöht sich damit auf 214, von denen 125 unter 80 Jahre alt und damit zur Teilnahme an einer Papstwahl berechtigt sind.

Benedikt XVI. rief die Kardinäle auf, "der Kirche mit Liebe und Kraft" zu dienen. Von den Kardinälen werde verlangt, dass sie "der Kirche mit Liebe und Kraft dienen, mit der Klarheit und der Weisheit der Lehrmeister, mit der Energie und der Stärke der Hirten, mit der Treue und dem Mut der Märtyrer. Es geht darum, herausragende Diener der Kirche zu sein, die in Petrus das sichtbare Fundament der Einheit findet", sagte der Heilige Vater.

"Diese lieben Mitbrüder (...) schließen sich mit neuen und stärkeren Bindungen nicht nur mit dem Römischen Pontifex zusammen, sondern auch mit der gesamten Gemeinschaft der Gläubigen in aller Welt. In der Erfüllung ihres besonderen Dienstes zur Unterstützung des Petrusamtes sind die neuen Purpurträger nämlich aufgerufen, die Angelegenheiten, Probleme und pastoralen Kriterien, die die Sendung der gesamten Kirche betreffen, in Betracht zu ziehen und zu beurteilen", sagte der Papst. Den neuen Kardinälen sei "der Dienst der Liebe" aufgetragen: Liebe zu Gott, Liebe zu seiner Kirche, Liebe zu den Brüdern und Schwestern.

Zehn der 22 neuen Kardinäle bekleiden leitende Positionen in der Kurie oder in zentralen römischen Stellen. Zu den neuen Kardinälen zählen sieben Italiener, darunter Fernando Filoni, Präfekt der Missionskongregation, Antonio Maria Veglio, Präsident des Päpstlichen Migrantenrates, Giuseppe Bertello, Präsident des Governatorats der Vatikanstadt, Domenico Calcagno, Präsident der Güterverwaltung des Heiligen Stuhls, und Giuseppe Versaldi, Präfekt für die wirtschaftlichen Angelegenheiten.

Auch zwei Deutsche werden in das Kardinalskollegium aufgenommen: der erst seit vergangenem Sommer amtierende Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki und - als große Überraschung - der 83-jährige Jesuitenpater Karl Josef Becker, ein langjähriger Berater der Glaubenskongregation, nicht aber der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Roland Zollitsch. Auch dessen Vorgänger Karl Lehmann hatte erst nach längeren demonstrativen Verzögerungen den Kardinalspurpur erhalten. Er hatte Papst Johannes Paul II. insbesondere im Streit um die Schwangerenkonfliktberatung verärgert, aus der sich die katholischen Diözesen auf Verlangen des Papstes zurückziehen mussten. Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, der heutige Papst, hatte in diesem Zusammenhang von "Beihilfe zum Mord" gesprochen.

Zu den neuen Kardinälen aus dem fernen Ausland zählen der Brasilianer Joao Braz de Aviz, Präfekt der Ordenskongregation, sowie der Erzbischof von Baltimore und Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Edwin Frederick O'Brien. Das rote Birett erhalten auch der Inder George Alencherry, Großerzbischof der syro-malabarischen Kirche, und der Erzbischof von Toronto, Thomas Christopher Collins.

An der feierlichen Zeremonie im Vatikan beteiligten sich unter anderem der italienische Premier Mario Monti, sowie der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit. Am Sonntag folgt eine Dankesmesse mit den alten und den neuen Kardinälen im Petersdom.

Mit dem Konsistorium erlangt die bereits im Jänner angekündigte Kreierung der Kardinäle Rechtswirksamkeit. Die neuen Kardinäle wählen das Kirchenoberhaupt traditionell aus ihrer Mitte, Kandidaten von außen sind aber möglich. Beim Konklave sind alle Mitglieder des Konsistoriums unter 80 Jahren wahlberechtigt. (APA)