Oliver Bottini, "Der kalte Traum". € 19,60 / 448 Seiten. DuMont, München 2012

Foto: DuMont

Die verheerenden Folgen von Nationalismus und ihre Fernwirkung auf nachfolgende Generationen sind das Thema von Oliver Bottinis Krimi. Das klingt theorielastig, aber der Autor macht daraus einen packenden Roman. Ein deutscher Staatsbürger kroatischer Herkunft ist verschwunden. Die Familie behauptet, er sei als freiwilliger Kämpfer für Kroatien getötet und in einem Massengrab verscharrt worden. Das scheinen nun, Jahre später, nicht alle zu glauben.

Ein deutscher Ex-Politiker zeigt Interesse am Verschwundenen. Eine Journalistin in Zagreb entdeckt ein grausames Foto, auf dem ein Kroate einem alten Serben die Pistole an den Kopf hält. Sie versucht herauszufinden, wer diese Personen sind. Vor dem Hintergrund der Haager Kriegsverbrecherprozesse gewinnen die Nachforschungen Brisanz, plötzlich suchen auch Geheimdienstler den jungen Mann.

Bottini verwebt mehrere Handlungsstränge miteinander und ist penibel in den historischen Details, die auch im Anhang rekapituliert werden. So beschreibt er das Engagement eines österreichischen Konzerns in Kroatien. Dass die Partei, die die bessere PR-Agentur beschäftigt und die besser manipulierten Meldungen über die Gräueltaten des Gegners lanciert, größere Chancen hat, als Staat anerkannt zu werden, ist zynisch, aber Faktum. Spannend und lehrreich. (Ingeborg Sperl, www.krimiblog.at / DER STANDARD, Printausgabe, 18./19.2.2012)