Philip Jodidio
"100 Contemporary Houses" (Engl., Dt., Frz.)
688 Seiten, 2 Bände im Schuber, 41 Euro
Taschen-Verlag 2012

Foto: Verlag

Die utopische Vision, im Einklang mit der Natur, in einer Einheit mit der Umwelt zu leben, lässt Architekten sowie ökobewusste Bauherren kreativ werden. Zeugnis davon legen innovative Wohnhäuser in Form von Schnecken, Muscheln, Holzkuben in Baumwipfeln, Dächer wie Farne, sowie modulare Wohneinheiten, die Natur integrieren.

Individuelle Wohnhäuser sind in gewissem Sinne die Quintessenz moderner Architektur. Sind öffentliche Bauten funktionalen wie finanziellen Rahmenbedingungen unterworfen, ist es Privaten öfter möglich, avantgardistisch zu planen und sich mit extravaganten Formen und Materialien auseinanderzusetzen. Neben ästhetischen Paradigmen spielen heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts, Technik und Umweltfragen eine entscheidende Rolle - die Idee, junktimiert mit der dezidierten Forderung nach nachhaltigem Bauen, hat das Feld grundlegend verändert.

Philip Jodidio, Kunsthistoriker und Architekturkritiker, versammelt in 100 Contemporary Houses die exklusivsten und fortschrittlichsten Eigenheime des vergangenen Jahrzehnts, von Newcomern wie von etablierten Architekturstars, darunter John Pawson, Richard Meier, Shigeru Ban, Tadao Ando, Tekuto, Zaha Hadid, Herzog & de Meuron, Daniel Libeskind, Alvaro Siza, Kotaro Ide, Room 11 und Peter Zumthor.

Bezugnehmend auf prägende Klassiker der Moderne - Le Corbusier, Frank Llloyd Wright, Mies van der Rohe, Oscar Niemeyer - präsentiert Philip Jodidio, der über zwei Jahrzehnte lang Chefredakteur der französischen Kunstzeitschrift Connaissance des Arts war, eindrucksvolle Beispiele, wie man Ästhetik mit Nachhaltigkeit kombinieren kann. Jedes von Jodidio sorgsam ausgewählte Objekt wird in den einzelnen Entwicklungsstadien präsentiert. Von der Idee, dem Erstkonzept, vom manuellen Entwurf über die Statik bis zu den Phasen von Design, Konstruktion und Fertigstellung; verbunden mit dem ökologischen Anspruch, alternative Energien und innovative Baustoffe zu nutzen. Wohnen ist "eng verbunden mit dem Gedanken des Schutzes", ist "Zeichen der Zivilisation in Leben und Tod" oder ist, wie der Schweizer Architekt Mario Botta meinte, ein "Barometer des Daseins". (Gregor Auenhammer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.2.2012)