Nach der Festnahme von fünf Redakteuren der britischen Boulevardzeitung "The Sun" prüfen einige ihrer Kollegen nach Gewerkschaftsangaben rechtliche Schritte gegen Medienmogul Rupert Murdoch. Wie die Journalistengewerkschaft NUJ am Donnerstag mitteilte, wurde sie von mehreren Journalisten des Boulevardblatts kontaktiert. Die Gewerkschaft prüfe nun, wie sie die Belegschaft vor einem Management schützen könne, das offenbar dazu bereit sei, "sie den Wölfen vorzuwerfen". Im Mittelpunkt der rechtlichen Prüfung stehe der Quellenschutz, einer der "Grundpfeiler der Pressefreiheit".

Wegen des Verdachts der Korruption waren am Wochenende fünf führende Journalisten der "Sun" vorübergehend festgenommen worden. Nach Angaben von Scotland Yard geht es bei den Ermittlungen um den Kauf von Informationen durch die "Sun"-Journalisten. Festgenommen wurden außerdem ein Polizist, ein Soldat und eine Angestellte des Verteidigungsministeriums.

Murdoch hatte nach den Festnahmen versichert, dass die "Sun" nicht wie ihr Schwesterblatt "News of the World" geschlossen werde. In einer E-Mail an die Redaktion schrieb der Chef der Zeitungsgruppe News International, Tom Mockridge, er habe die "persönliche Zusicherung" des Eigentümers, dass er die Zeitung weder verkaufen noch einstellen wolle. Murdoch selbst wurde zu einem Besuch in London erwartet.

News International war im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten, weil Journalisten des Boulevardblatts "News of the World" Politiker, Prominente und Anschlags- und Entführungsopfer abgehört haben. Das Blatt war daraufhin eingestellt worden. Ebenso wie die "Sun" soll die "News of the World" zudem Polizisten und andere Beamte bestochen haben, um an Informationen zu gelangen. Die "Sun" ist seit ihrem Kauf durch Murdoch 1969 mit einem Schwerpunkt auf Sex und Skandalen zu Großbritanniens auflagenstärkster Zeitung geworden. (APA)